Windmenschen
31.10.2024
Frau Bartosik, Sie sind seit nunmehr 20 Jahren bei WindEurope. Wie hat damals alles für Sie begonnen?
Malgosia Bartosik: Damals im Jahre 2004 wusste ich nichts über Windenergie. Ich wurde als Praktikantin eingestellt, um bei der Organisation der jährlichen Konferenz in London zu helfen. Ich muss zugeben, dass ich eine ganze Weile davon überzeugt war, dass Windenergiethemen zu technisch für mich sind. Aber ich hatte das Glück, von außergewöhnlichen Menschen umgeben zu sein, die ihre Leidenschaft mit mir teilten. Obwohl sich meine Rolle bei WindEurope vor allem auf organisatorische, verwaltungstechnische Angelegenheiten konzentriert, betrachte ich mich als großen und leidenschaftlichen Windenergie-Fan.
Was fasziniert Sie an der Windenergie?
Ich bin wirklich beeindruckt von der Technik. Vor 20 Jahren glaubte kaum jemand, dass sie einmal das Rückgrat des heutigen Stromsystems bilden würde. Es ist unglaublich, wie leistungsfähig Windturbinen in relativ kurzer Zeit geworden sind. Heute kann eine einzige Umdrehung einer Turbine ein Haus einen
ganzen Tag lang mit Strom versorgen. Und ich liebe die echte Leidenschaft der Menschen, die in diesem Sektor arbeiten! Unsere jährlichen Veranstaltungen, bei denen die Windbranche zusammenkommt – Wissenschaftler, Forscher, Geschäftsleute, Politiker und Techniker, die alte und die junge Generation – das ist einer meiner Lieblingsmomente im Jahr!
Wie leben und erleben Sie das Thema Erneuerbare in Ihrem Privatleben?
Unsere ganze Familie beteiligt sich an Aktivitäten, die das Bewusstsein für die Klimakrise erhöhen. Mein Mann und ich engagieren uns im Rahmen der Stiftung Cycling4Climate und organisieren Radveranstaltungen in Polen. Und jedes Jahr halten unsere beiden Kinder in der Schule Präsentationen über Windenergietechnik. Sie sind bereits beeindruckende Wind-Verfechter.
Was bewegt Sie persönlich abseits von Windkraft und erneuerbaren Energien?
Ich habe es schon immer geliebt, Veranstaltungen zu organisieren. In der Schule war ich häufig für die Organisation von kulturellen Veranstaltungen und Theaterfestivals zuständig. Mein Organisationstalent hat mir den Job bei WindEurope eingebracht! Heute engagiere ich mich auch in mehreren Stiftungen, indem ich Wohltätigkeitsveranstaltungen organisiere. Außerdem liebe ich Reisen, Laufen und Radfahren und wünschte, ich hätte mehr Zeit dafür.
Woran arbeiten Sie derzeit persönlich bei WindEurope, um die Windenergie weiter voranzutreiben?
Vor 18 Monaten habe ich ein Projekt zur Beschleunigung der Genehmigungsverfahren für erneuerbare Energien gestartet. Ich habe großartige Kolleg:innen von AWS (Amazon Web Services) und Accenture kennengelernt, die an dieses verrückte Ziel geglaubt haben, eine paneuropäische digitale Plattform zu entwickeln, um den Genehmigungsprozess in allen europäischen Ländern und für alle sauberen Technologien zu digitalisieren und zu vereinfachen. Wir haben nun tatsächlich ein Instrument entwickelt und bereits getestet, das Genehmigungsverfahren erheblich vereinfachen und beschleunigen kann, ohne dass die lokalen Regeln und Vorschriften geändert werden müssen. Wir befinden uns jetzt in fortgeschrittenen Gesprächen mit Investoren und EU-Institutionen, um dieses Instrument in verschiedenen Mitgliedstaaten und auf verschiedenen Verwaltungsebenen einzuführen.
Wie sehen Sie die aktuelle Entwicklung der Windenergie in Europa?
Die Europäische Union hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt. Heute verfügt die EU über eine Windenergiekapazität von rund 220 GW. Bis 2030 will sie diese auf 425 GW und bis 2050 auf 1.300 GW erhöhen. Die Windenergie soll zur Grundlage des europäischen Energiesystems werden. Derzeit aber installieren wir nur etwa die Hälfte jener neuen Windenergiekapazitäten, die wir dafür benötigen würden. Europa muss auch dringend in seine Windenergie-Lieferkette investieren: bestehende Fabriken erweitern, neue Windturbinenfabriken bauen und den Status Quo der Stromnetze, Häfen, Schiffe und qualifizierten Arbeitskräfte verbessern.
In welchem Bereich sehen Sie den größten Handlungsbedarf?
Die größte Herausforderung sind unsere Netze. Sie haben mittlerweile die langsamen Genehmigungsverfahren als Engpassfaktor Nummer eins für den Ausbau der Windenergie in Europa überholt. Wir bauen zu wenige neue Übertragungsleitungen, um den in unseren (Offshore-)Windparks erzeugten Strom zu den Verbrauchern zu bringen.
Die EU-Kommission hat einen Aktionsplan für Netze aufgelegt – einen 14-Punkte-Plan zur Modernisierung des europäischen Stromnetzes und zur Vorbereitung auf die Elektrifizierung des Energiesystems durch erneuerbare Energien. Aber wir brauchen eine viel ernsthaftere Diskussion über die Notwendigkeit von Investitionen in die Netzinfrastruktur. Die EU schätzt, dass bis 2030 neue Investitionen in Höhe von 584 Mrd. Euro erforderlich sind, um die Netze in Europa zu modernisieren. Diese Investitionen können nicht früh genug kommen!
Wo steht Österreich Ihrer Meinung nach im Wind-Vergleich?
Österreich hat eine privilegierte Position unter den EU-Ländern. Seine Pumpspeicherkraft ist ein großer Vorteil bei der Dekarbonisierung seines Energiesystems. Auch aus diesem Grund konnte sich Österreich ein ehrgeizigeres Ziel für erneuerbare Energien setzen als andere EU-Mitgliedstaaten. Österreich will ja bis 2030 einen Anteil von 100 % erneuerbarer Energien an der Stromversorgung erreichen – und bis 2040 kohlenstoffneutral sein. Aktuell ist Österreich aber immer noch das EU-Land, das am meisten auf russisches Gas angewiesen ist. Das muss sich ändern – auch im Sinne der REPowerEU-Strategie. Österreich muss sein Windkraft-Potenzial noch stärker nutzen und vor allem den Anteil der direkten Elektrifizierung mit erneuerbarem Strom erhöhen – die Windenergie kann dabei eine zentrale Rolle spielen.
Malgosia Bartosik – Stv. Geschäftsführerin von WindEurope
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