Die Frau, bei der die Windkraft im Recht ist
Porträt Stefanie Markut
Windmensch Stefanie Markut
Bild: © WEB Windenergie AGGanz klassisch gefragt: Wie bist du zur Windenergie gekommen?
Stefanie Markut: Ich bin geborene Oberösterreicherin aus Wels und bin in jungen Jahren nach Wien gegangen, um Jus zu studieren. Ich hab´ dann dort in einer Anwaltskanzlei gearbeitet, nach Abschluss meiner Rechtsanwaltsprüfung habe ich in eine Umweltrechtskanzlei gewechselt. Windräder haben mir immer schon sehr getaugt, und als ich dann die Ausschreibung der WEB Windenergie AG in Pfaffenschlag gelesen habe, habe ich gewusst: Das ist es. Das hat sich für mich damals aus vielerlei Gründen super getroffen.
Sag uns einige dieser Gründe.
Es ging in dem Job um Anlagengenehmigungen, mit denen ich schon Erfah-rung hatte, und es ging um Windräder. Ich hatte vorher schon überlegt, aus Wien weg und vielleicht ins Waldviertel zu ziehen. Alles hat sich wunderbar gefügt. Mein Freund und ich haben uns dann tatsächlich ein Haus im Waldviertel gekauft und dort gewohnt.
Und jetzt bist du wieder in Oberösterreich zu Hause?
Ja, denn als dann unser zweites Kind unterwegs war, hatten mein Freund und ich den Wunsch, wieder in Wels zu wohnen. Ich hab´ damals schon befürchtet, meinen tollen Job bei der W.E.B kündigen zu müssen. Dann war aber die W.E.B so !exibel, dass wir vereinbart haben, ich arbeite zwei Tage in der Woche im Büro in Pfaffenschlag und den Rest der Woche im Home Office von zu Hause. Ich war also schon im Home-Office, bevor das so wie heute modern geworden ist. Und ich konnte erfreulicherweise meinen Job behalten.
Und wie klappt euer Familienleben mit dir als Pendlerin?
Mein größerer Sohn ist acht und mein jüngerer wird im Frühjahr vier. Wenn ich zu Hause bin, nimmt natürlich das Muttersein viel Zeit ein. Unser Vorteil ist: Mein Partner kann sich seine Zeit relativ frei einteilen, er hat Industriedesign studiert und arbeitet auch teilweise von zu Hause aus. Unser Lebensmodell, in dem ich Vollzeit arbeite und pendle, funktioniert deswegen so gut, weil mein Partner die Kinder fast immer in den Kindergarten und in die Schule bringt und sich um sie kümmert. Er ist damit einer der wenigen Väter, die derart aktiv in Erscheinung treten.
Du sagst, dass dir Windräder gefallen. Warst du auch schon auf einem oben?
Ja sicher, ich hab´ mich sogar abgeseilt, schade, dass ich das nicht öfter machen kann. Aber da rauf auf die Anlage, und dort oben die intensive Bewegung spüren, die Aussicht und den Weitblick genießen, und dann durch diese schmale Luke abseilen – das war ein wirklich spektakuläres Erlebnis. Es ist schon etwas Besonderes, wenn man diese Dinger, für die man die ganze Zeit arbeitet, aus nächster Nähe erlebt.
Dann erzähl uns doch jetzt, was genau deine Arbeit umfasst.
Als ich 2010 in der Rechtsabteilung der W.E.B angefangen habe, war ich zuerst einmal allein, die Abteilung wurde gerade erst gegründet. In der Zwischenzeit sind die W.E.B in Österreich und auch unsere Unternehmenstöchter stark gewachsen. Heute umfasst die Rechtsabteilung für die gesamte W.E.B-Gruppe inklusive der Kolleginnen und Kollegen im Ausland elf Leute. Als Leiterin muss ich den Überblick haben und alles zusammenhalten, was sämtliche rechtliche Agenden betrifft. Und natürlich behalten wir generell die Ent-wicklung im Rechtsbereich für erneuerbare Energien im Auge.
Gutes Stichwort: Wie siehst du die Situation rund um das EAG?
Wir brauchen das EAG dringend. Wir haben ja nicht zum ersten Mal die Situ-ation in Österreich, dass es wegen dem Herummäandern in der Gesetzgebung keine Investitionssicherheit gibt. Vor Jahren schon ist die W.E.B mit ihren Aktivitäten ins Ausland gegangen, weil die Unsicherheit im Inland zu groß war. Wenn das EAG noch lange aufge-schoben wird, wird Österreich im Aus-bau der erneuerbaren Energien weiter an Boden verlieren und die EU-Ziele verfehlen. Dann aber würde Österreich in der Klimapolitik und bei den in Zu-kunft so wichtigen erneuerbaren Ener-gien nicht vorne dabei sein, sondern weit hintennachhinken.
Was ist deine persönliche Motivation für deinen Job?
Es hat mich immer schon beschäftigt, dass es so, wie wir jetzt leben, nicht weitergehen kann. Und das ist auch die totale Motivation für mich, in diesem Bereich zu arbeiten. So wie wir jetzt leben, machen wir die Welt und uns selbst kaputt, das kann nicht gutgehen. Juristenjobs sind ja meistens nicht sehr innovativ, und ich wollte und will noch immer auch beru!ich einen kleinen Teil dazu beitragen, dass in unserer Welt positive Veränderungen passieren.
Zur Person
Stefanie Markut ist Leiterin der Rechtsabteilung der gesamten W.E.B-Gruppe.