Die Ornithologin im Spannungsfeld Windkraft und Artenschutz

Porträt Christiane "Nane" Steinbacher

Windmensch Christiane "Nane" Steinbacher

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Christiane „Nane“ Steinbacher, Projektleiterin für Ökologie bei EWS Consulting, berichtet über die spannende Arbeit als Ornithologin zwischen Windkraftbetreiber:innen und Sachverständigen.

Jetzt im Frühling sieht man dich häufig „im Felde“ mit Fernglas und Spektiv ausgestattet …

Christiane Steinbacher: Richtig. In dieser Jahreszeit ist Hochsaison für uns Ornitholog:innen. Ich mache vor allem Vogelbeobachtungen auf geplanten Windparkarealen, bestimme die Arten und analysiere, ob sie das Gebiet häufig befliegen, zur Nahrungsaufnahme nutzen oder dort brüten.

Was passiert mit den erhobenen Daten?

Wir bei EWS analysieren zum Beispiel, ob die Empfehlungen für Abstände der geplanten Windkraft-Anlagen zu den Brutgebieten besonders geschützter Vogel- und Tierarten gegeben sind. Dabei gibt es aber viele Begleitfaktoren, die man berücksichtigen muss. Wenn wir alle Daten zusammengefügt haben, schreiben wir eine Umweltverträglichkeitserklärung, in der wir die gesammelten Erkenntnisse darstellen.

Wie sieht der Job-Alltag einer Ökologin konkret aus?

Ich stehe nicht nur im Gras und beobachte Vögel (lacht). Vor allem die Zeit von Februar bis Juli ist sehr zeitintensiv und stressig. Wir sind viel im Auto und müssen dabei unsere zahlreichen Außendienste nach der Witterung planen. Daher ist meine Arbeitswoche oft spontan und man muss flexibel sein. Vogelkartierungen, Angebote, Berichte schreiben – oft kommt alles zusammen. Im Winter ist mehr Zeit für Auswertung und Büro.

Bist du privat auch ornithologisch unterwegs?

Nicht nur. Ich bin aber generell sehr viel in der Natur – und mache da auch leidenschaftlich gern „Birding“, beispielsweise in der Region um den Neusiedlersee. Neben dem Birden ist meine große Leidenschaft das Theater, da ich seit vielen Jahren für das Theater Purkersdorf spiele. Ein echtes Kontrastprogramm zu
meiner sonstigen Umgebung.

Was muss man alles können und wissen, um deine Arbeit machen zu können?

Man braucht selbstverständlich eine sehr gute ornithologische Artenkenntnis, um Art, Geschlecht und Alter der Vögel bestimmen zu können und Wissen um die Biologie der Tiere. Die Grundlagen hab ich mir in meinem Studium Wildtierökologie und Wildtiermanagement an der Boku in Wien angeeignet. Wichtig ist aber auch eine hohe soziale Kompetenz. Wir stehen hier mitten im Spannungsfeld Artenschutz und Windkraft – zwischen Auftraggeber:innen von Windkraftprojekten und Sachverständigen. Beide müssen uns akzeptieren und vertrauen. Da hilft es authentisch zu bleiben und das nötige Verständnis für unterschiedliche Positionen aufbringen zu können.

Wie stehst du als Ökologin generell zur Windkraft?

Man sagt ja, dass die meisten Ökolog:innen – vor allem Ornitholog:innen – nicht so viel mit Windkraft am Hut haben wollen. Ich empfinde es dagegen als Ehre und Herzensaufgabe auch an der Energiewende mitzuwirken und dabei aber die ökologische Komponente abzusichern. Ich will als Biologin sicherstellen, dass der Eingriff durch ein Windkraftprojekt der Natur gegenüber möglichst achtsam ist und wenn nötig ausgeglichen wird. Wenn übrigens Windkraftprojekte scheitern, dann meistens an ökologischen Komponenten. Das bedeutet, dass man dem Wert dieses Bereichs besondere Beachtung schenken muss. Man sollte Ökologie dabei nicht als Gegenseite, sondern als umfassenden Rahmen sehen, in dem man gemeinsam agiert, um ein Ziel zu erreichen.

In diesem Spannungsfeld die Balance zu halten, ist da sicher oft nicht einfach ...

So ist es. Für uns ist die Seite der Windkraftbetreiber:innen ebenso wertzuschätzen, wie die der Sachverständigen, die den optimalen Naturschutz im Blick haben. Wir nehmen beide Seiten sehr wichtig und haben oft eine zentrale Vermittlerposition in diesem Spannungsfeld. Wichtig ist das gegenseitige Vertrauen; und das muss man sich in unserer Position oft durch Glaubwürdigkeit und mit viel Feingefühl erarbeiten.

Zur Person

Christiane Steinbacher ist seit zwei Jahren bei EWS Consulting tätig.


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Die Serie "Windmenschen" erscheint in unserer Mitglieder-Zeitung "windenergie". Porträtiert werden verschiedene Menschen, die in der Windbranche arbeiten - meist "aktiv", direkt am Windrad.