Der Mann, der sich für ein Kleinwindrad eingesetzt hat
Porträt Franz Aschauer
Windmensch Franz Aschauer
In Ihrer Gemeinde steht ein Kleinwindrad. Wie kam es dazu?
Franz Aschauer: Ich habe eine eigene Landwirtschaft betrieben, bin aber auch schon ab 1980 ins Burgenland zum Lohndreschen – zum „Lohndrusch“, wie wir sagen – gefahren. Damals gab es dort noch keine Windräder. Als dann die ersten Anlagen aufgestellt wurden, habe ich das von Anfang an miterlebt und mir gedacht: Das wär´auch für uns im Waldviertel interessant.
Und schon bald einen gleichgesinnten Mitstreiter gefunden.
Ja, denn auch der damalige Bürgermeister von St. Leonhard am Hornerwald, Hermann Steininger, war von der Windkraft begeistert. Gemeinsam wollten wir in der Region Kampseen einen kleinen Windpark mit zwei bis drei Anlagen errichten, weil im Horner Becken ja sehr gute Windverhältnisse herrschen.
Dazu ist es dann aber offenbar nicht gekommen.
Es hat sich herausgestellt, dass es in unserer Umgebung praktisch unmöglich ist, ein großes Windrad aufzustellen, weil wir im Landschaftsschutzgebiet liegen. Ich selbst habe das allerdings nicht als Widerspruch zum Naturschutz empfunden. Ich bin Landwirt und dadurch selber mit der Natur sehr verbunden, aber es hat eben nicht sollen sein. Und weil das nicht geklappt hat, habe ich damals die Idee entwickelt, in unserer Gemeinde zumindest ein Kleinwindrad aufzustellen.
Das heißt, das Kleinwindrad war dann die machbare Lösung?
Genau. Zu der Zeit habe ich im Windpark in Lichtenegg in der Buckligen Welt eine Führung mitgemacht und mir die verschiedenen Kleinwindräder angeschaut. Am Schachner-Windrad hat mich sofort fasziniert, dass es in Niederösterreich hergestellt, zusammengeschraubt und vertrieben wird. Mit Franz Schachner von der Kleinwind GmbH, die in Seitenstetten ansässig ist, haben wir dann intensive Gespräche geführt und er hat uns gut beraten.
Wann und wie ist das Projekt dann realisiert worden?
An die Kläranlage in unserer Gemeinde Jaidhof sind drei Pumpwerke angeschlossen. 2012 haben wir die Kläranlage erweitert. Unser damaliger Vizebürgermeister Franz Geitzenauer hatte die Idee, in Verbindung damit eine 32 kWp Photovoltaikanlage zu installieren. Er hat das Grundgerüst dafür sogar selber geschweißt. Parallel dazu haben wir im Sommer 2012 das 5-kW-Windrad bestellt. Mitten im Winter, am 13. Jänner 2013, ist es dann geliefert worden. Überall lag Schnee, aber wir haben es mit vereinten Kräften direkt neben der Kläranlage, etwa 600 Meter außerhalb des Ortsgebietes, aufgestellt. Die Anlage läuft jetzt also seit rund zehn Jahren.
Das Kleinwindrad konnte also auch der Landschaftsschutz letztendlich akzeptieren.
Besser wäre es natürlich gewesen, das Windrad auf einer Anhöhe aufzustellen, aber wir wollten uns da nicht extra Diskussionen einhandeln. Deswegen haben wir uns ja auch für den höheren 15-Meter-Mast entschieden. Allerdings gab es von der Naturschutzbehörde die Auflage, dass wir den Mast unbedingt grün streichen mussten. Sogar die RAL-Farbe wurde definiert und vorgegeben. Schon ein Jahr vorher wurde nämlich ein Handymast aufgestellt, und auch dafür war das RAL-Grün verpflichtend vorgeschrieben worden.
Hat sich das Windrad nach zehn Jahren schon amortisiert?
Wir sind sogar noch günstiger gefahren. Da wir den mit dem Windrad erzeugten Strom für unsere Kläranlage benötigen, konnten wir die Kosten für das Windrad mit der Kanalförderung des Landes Niederösterreich koppeln. Deswegen hat sich unser Windrad schon nach sechs Jahren amortisiert. Da der Standort direkt bei der Kläranlage ist, haben wir den Fördersatz für das gesamte Projekt erhalten.
Gibt es in Ihrer Gemeinde schon weiterführende Projektideen?
Wir arbeiten derzeit daran, als Gemeinde eine Energiegemeinschaft zu starten und den erzeugten Strom gleich selbst zu verwenden. Bisher mussten wir den Strom aus der PV-Anlage und dem Kleinwindrad ins Netz einspeisen und den benötigten Strom teuer einkaufen. Als Energiegemeinschaft kann die Gemeinde den Strom zum Nulltarif einsetzen, und wir ersparen uns die Mehrwertsteuer. Für den zweiten Schritt gibt es schon einige Interessenten im Ort, die mit einsteigen und selbst Strom einspeisen oder aber Strom beziehen wollen. Wir könnten dann auch auf einer windgünstigeren Anhöhe ein Kleinwindrad aufstellen und den Strom in den Ort ableiten und selbst verbrauchen. Vielleicht entsteht durch diese Möglichkeit zur selbständigen Energieversorgung – wenn wir die Energie, die wir verbrauchen, vor Ort selbst erzeugen – auch ein Umdenken im Naturschutz.
Zur Person
Martin Voggenberger ist Bürgermeister der Waldviertler Gemeinde Jaidhof.