EAG: Warum wir Windkraft brauchen

Die Vorteile eines zügigen Ausbaus auf einen Blick

Bild: © Klaus RockenbauerBild: © Klaus Rockenbauer

Am 13. Mai 2021, lieferten Österreichs rund 1.300 Windräder knapp über 50 % des Tagesstromverbrauchs. Dieser Windstromanteil war an dem Tag der höchste in ganz Europa. Alle erneuerbaren Energien in Österreich zusammen erzeugten 200 GWh, das entsprach sogar 138 % des Stromverbrauchs. Wie die Austrian Power Grid berichtete, gab es dadurch einen historischen Stromexport-Rekord. Das bisherige Tagesexportmaximum wurde durch die Stromerzeugung mit Erneuerbaren, allen voran durch Wasser- und Windkraft, um 12 % übertroffen.

Wofür wir unser Steuergeld ausgeben

Natürlich ist das nur eine Momentaufnahme, sie verdeutlicht aber, welches Potenzial in der Windkraft und in den erneuerbaren Energien generell steckt. Deshalb ist im aktuellen Regierungsprogramm das Ziel definiert, bis 2030 den gesamten Strom mit erneuerbaren Energien zu erzeugen − und das nicht nur an einem Tag, sondern bilanziell das ganze Jahr. Dieses Vorhaben muss im Kontext von Österreichs verbindlichen EU-Klimazielen verstanden werden, zu denen der Ausbau der erneuerbaren Energien einen wesentlichen Beitrag leisten soll. Schon bisher war festgelegt, dass Österreich seinen Treibhausgasausstoß bis 2030 um 36 % gegenüber 2005 reduzieren muss. Nun hat die EU aber ihr bisheriges Gesamtziel für die THG-Reduktion von -40 % auf -55 % angehoben, was umgelegt auf die einzelnen Mitgliedstaaten auch für Österreich höhere Anforderungen ergeben wird.
Doch schon die minus 36 % scheinen für Österreich nicht mehr in Reichweite. So hat der Rechnungshof gerade erst im April dieses Jahres vor Milliardenkosten wegen Verfehlung der Klimaziele gewarnt. Denn diese habe zur Folge, dass ohne zusätzliche Klimaschutzmaßnahmen Emissionszertifikate zugekauft werden müssen. Die Prüfer rechnen bis 2030 mit bis zu 9,2 Milliarden Euro an notwendigen Kompensationszahlungen.

Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz

Es stellt sich die Frage: Ist es volkswirtschaftlich klug, den stolzen Betrag von 9,2 Milliarden Euro für wirkungslos verpuffende Einmalzahlungen auszugeben oder wäre er besser in den Aufbau einer langfristig bestehenden Infrastruktur für die heimische Stromerzeugung mit sauberen Energien investiert?
Ein entscheidender Hebel für eine neue Ära der zögerlichen österreichischen Klima- und Energiepolitik soll das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes (EAG) sein. Doch schon jetzt ist absehbar, dass dieser grundsätzlich gute und ambitionierte Entwurf noch nicht ausreicht, die Ausbauziele der Regierung auch tatsächlich erreichen zu können. Etwa am Beispiel der Windkraft: Es ist rechnerisch leicht nachvollziehbar, dass mit dem im Entwurf veranschlagten jährlichen Zubau von 400 MW die bis 2030 angestrebten zusätzlichen netto 10 TWh Windstrom nicht zu schaffen sind, da im gleichen Zeitraum Altanlagen mit 2 TWh abgebaut und daher mindestens 120 neue Windräder mit einer Leistung von 500 MW als jährlicher Zubau gebraucht werden. Wie soll sich das sonst ausgehen? Falls der Ausbaustart sich weiter verzögert, werden sogar 550 MW pro Jahr notwendig.
Beim Repowering werden alte Anlagen abgebaut und stattdessen neue, modernere, leistungsstärkere Windkraftwerke errichtet: Wieso sind diese in den Fördervoraussetzungen des EAG-Entwurfs nicht berücksichtigt? Auch die absolute Beschränkung der jährlichen Fördermittel für alle erneuerbaren Energien zusammen auf eine Milliarde Euro ist nicht logisch – was, wenn damit die festgesetzten Ziele nicht erreichbar sind?

Windkraft als Wirtschaftsmotor

Mehr als 30.000 Personen fänden mit der Errichtung der Windkraftwerke Beschäftigung und 2.700 Personen könnten einen Dauerarbeitsplatz für die Wartung und den Betrieb der Windräder finden.
Ein weiterer volkswirtschaftlicher Faktor und Vorteil der heimischen Stromerzeugung mit erneuerbaren Energien wie der Windkraft. Dadurch könnte Österreich auch die Versorgungssicherheit verstärkt in die eigenen Hände nehmen. Und gerade die Windkraft liefert bereits jetzt wichtige Zusatzleistungen für die Stabilisierung der Stromnetze.
Einer der wichtigsten Standortfaktoren für Industrieunternehmen in unserem Land wird in Zukunft die kostengünstige Verfügbarkeit von ausreichend erneuerbarem Strom sein. Der verstärkte Ausbau heimischer Erzeugung mit erneuerbaren Energien trägt daher maßgeblich zur dauerhaften Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts bei, da langfristig stabile Energiekosten garantiert werden können. Längst beschäftigen sich große Österreichische Unternehmen mit Szenarien der Dekarbonisierung und der Klimaneutralität. Deswegen ist ein funktionierendes EAG auch entscheidend, damit eine Wasserstoffökonomie verwirklicht werden kann.

Oberste Priorität für das Erreichen der Ziele

All diese Vorteile, Leistungen und Potenziale der erneuerbaren Energien ins Treffen führend, appelliert IGW-Geschäftsführer Stefan Moidl an die Nationalratsmitglieder aller Parteien: „Seit sieben Jahren warten die erneuerbaren Energien Österreich auf stabile Rahmenbedingungen. Schon im zweiten Jahr in Folge gibt es für die Windkraft keine Fördermittel für neue Projekte. Wir sollen bis 2030 enorme zusätzliche Mengen an erneuerbarem Strom liefern. Und das Jahr 2021 ist zur Hälfte schon wieder gelaufen. Uns bleibt immer weniger Zeit, die Ziele der Regierung zu erreichen. Das EAG muss dieser Zielerreichung oberste Priorität einräumen und die erneuerbaren Energien voll unterstützen. Es wäre im Gegenteil völlig unverständlich, wenn im EAG neue Hindernisse, Hürden und Beschränkungen enthalten wären, die den Absichten der Regierung zuwiderlaufen.“

Weiterführende Links

Hier geht es zum gesamten Artikel und zur gesamten Ausgabe (Nr. 100) der Zeitung "windenergie"