Deutschland: Rekordrückgänge bei CO2-Emissionen und Kohleverstromung

Gesunkene Stromnachfrage, mehr Erneuerbare Energien und günstigere Stromproduktion aus Gas läuten das Ende der Kohle ein – erstmals produziert sie weniger Strom als die Windkraft.

„Der Zuwachs bei den Erneuerbaren Energien mit nur 12 Terawattstunden liegt aufgrund der Krise bei der Windkraft deutlich unter dem Schnitt der letzten Jahre. Das reicht bei weitem nicht aus, damit Deutschland seine Klimaziele für 2030 erreicht“, sagt Graichen. „Hierzu muss der Ausbau bei der Windkraft verdreifacht und beim Solarstrom verdoppelt werden. Das entspricht den Installationsgeschwindigkeiten, wie wir sie vor einigen Jahren bereits hatten. Deutschland hat es geschafft, den Anteil der Erneuerbaren am Stromverbrauch in den vergangenen zehn Jahren von 17 auf 46 Prozent zu steigern. Eine ähnliche Anstrengung brauchen wir jetzt durchgehend bis 2030.“

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Infolge der Corona-Pandemie sind die Treibhausgasemissionen Deutschlands im Jahr 2020 erheblich zurückgegangen. Sie lagen um 42,3 Prozent unter den Emissionen des Referenzjahres 1990. Der Treibausgasausstoß sank somit unter die Marke des Klimaschutzziels für 2020 von 40 Prozent. Die Haupttreiber waren die durch die Rezession bedingten Rückgänge bei Energieverbrauch, Industrieproduktion und Verkehr, relativ hohe CO2-Preise in Kombination mit niedrigen Gaspreisen, sowie ein milder Winter mit geringem Heizenergieverbrauch. Das zeigen Berechnungen von Agora Energiewende, die der Thinktank in seinem Jahresrückblick auf die Energiewende vorstellt.

Den Abschätzungen zufolge reduzierte Deutschland seine Treibhausgasemissionen um über 80 Millionen Tonnen CO2 auf rund 722 Millionen Tonnen. Zwei Drittel dieser Minderung sind Corona-Effekte, ohne sie hätte der Rückgang bei etwa 25 Millionen Tonnen gelegen. Die Emissionsminderung gegenüber 1990 hätte dann 37,8 Prozent betragen. „Echte Klimaschutzeffekte hat es 2020 nur im Stromsektor gegeben, denn hier geht die CO2-Minderung auf den Ersatz von Kohle durch Gas und Erneuerbare Energien zurück“, sagt Dr. Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. „Verkehr und Industrie werden wieder mehr Treibhausgase ausstoßen, sobald die Wirtschaft wieder anzieht. Und auch in der Energiewirtschaft könnte der Stromverbrauch 2021 stärker steigen als der Zuwachs an Erneuerbaren Energien. Für 2021 rechnen wir daher in Summe mit mehr Emissionen. Nur durch schnelles klimapolitisches Handeln kann man dem entgegensteuern.“

Der Agora-Auswertung zufolge verloren Gas-, Kohle- und Kernkraftwerke im vergangenen Jahr sechs Prozentpunkte im Erzeugungsmix und lieferten damit erstmals nur noch 50 Prozent des deutschen Stroms. Demgegenüber steigerten Erneuerbare-Energien-Anlagen ihre Produktion auf 45 Prozent am Erzeugungsmix. Gemessen am Stromverbrauch, bei dem der Strom-Exportüberschuss herausgerechnet wird, erreichten die Erneuerbaren Energien einen Anteil von 46,2 Prozent, ein Plus von 3,8 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Ohne Corona und die dadurch um 3,6 Prozent gesunkene Stromnachfrage hätte der Anteil Erneuerbarer Energien im Jahr 2020 nur bei 44,6 Prozent gelegen.

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Aussendung und Quelle: Agora Energiewende