Der Frau, die zum Wind geweht wurde
Porträt Wind-Menschen
Bild: © Ventureal
Klassische Frage: Wie bist du zur Windkraft gekommen?
Tanja Schaffer: Schicksal oder Zu- fall – wie man‘s halt sehen mag. Im Sommer 2008 hat die Firma Ventureal FerialpraktikantInnen gesucht, die den Datenraum aufbauen sollten. Ich hab ́ damals Informatik studiert, mich be- worben und den Job bekommen. In der Zeit hab ́ ich auch oft für die Belegschaft gekocht, und wahrscheinlich hat ihnen das Essen so gut geschmeckt, dass sie mich gleich da behalten haben (lacht). Ursprünglich komme ich ja von einer Koch- und Kellner-Schule. Ich hatte also vorher mit erneuerbaren Energien nichts zu tun, aber der kluge Wind des Lebens hat mich hierher geweht.
Wie passen Koch & Kellner und Informatikstudium zusammen?
Ich war auf der HLW3, der Höheren Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe im 3. Bezirk in Wien. Dort hatte ich zwei wunderbare Lehrerinnen in Mathematik und Informatik, bei denen ich viel ge- lernt habe. Sie haben mich auf die Idee gebracht und auch sehr unterstützt, ein Informatikstudium zu beginnen.
Das analytische Denken scheint dir also offenbar zu liegen.
Ja, doch, mir hat die Informatik richtig Spaß gemacht, und ich wollte ja Kryptologin werden. Schon als Kind habe ich mich in die Nachrichtenver- und -entschlüsselung verliebt, habe viele Bücher darüber gelesen, und ich mag auch das Rechnen mit 0 und 1. In der Schule ist mir Mathematik sehr leicht gefallen: Oft wusste ich die Lösung ei- ner Aufgabe ganz spontan und intuitiv, ohne den Rechenweg gegangen zu sein, der für mich dann im Nachhinein oft schwerer nachzuvollziehen war als die Lösung selbst.
Warum hast du dich dann doch für den Wind entschieden?
Ehrlich gesagt wollte ich ganz einfach keine Prüfungen machen, das hat mir alles zu lang gedauert. Ja, ich denke, eine meiner Schwächen ist, dass ich wenig Geduld habe, zumindest mit mir selbst. Das Berufsleben war für mich sehr viel handgreiflicher und pragmati- scher. Da hat sich ständig etwas getan, ist etwas weitergegangen, ich konnte kurzfristig die Ergebnisse meiner Arbeit sehen. Daher habe ich 2009 mein Infor- matikstudium sausenlassen und ab da im Ventureal-Büro Vollzeit gearbeitet.
Was ist heute, nach über zehn Jahren in der Firma, dein Aufgabenbereich?
Projekte finden, auswählen, begleiten, unsere Grundstücksakquisiteure im Außendienst betreuen, Unterstützung für meine Chefs. In der Projektentwick- lung – aber auch sonst – arbeiten wir sehr teamorientiert. Und unser Team ist wirklich zusammengeschweißt, wir arbeiten alle gemeinsam an einem Pro- jekt, gehen einen gemeinsamen Weg.
Das klingt sehr bescheiden, aber du hast ja auch Prokura.
Die habe ich aus sehr pragmatischen Gründen, damit ich bestimmte Schrift- stücke unterschreiben kann, wenn die Chefs nicht im Büro sind. Ventureal ist ja ein Familienbetrieb, 2001 für die Planung und den Betrieb eigener Wind- parks gegründet, mit Franz, Martin und Andreas Blochberger als Geschäftsführern. Und die sind halt viel unterwegs. So habe ich das Vertrauen bekommen, auch wichtige Papiere, Verträge etc. zu unterschreiben, wenn die Chefs einige Tage nicht im Büro sind, damit es zu keinen Zeitverzögerungen kommt.
Was außer Windrädern und kryptischer Mathematik interessiert dich sonst noch?
Früher war ich gern und viel wandern, komme jetzt aber leider etwas selten aus der Stadt raus. Doch letztes Jahr habe ich gemeinsam mit meinem Chef Franz Blochberger intensivst für die Olympische Distanz beim Austrian Tri- athlon Podersdorf 2019 trainiert, den wir dann auch mit Bravour und Freu- dentränen geschafft haben. Momentan ist vegetarische bis vegane Ernährung bei mir gerade ein großes Thema.
Wie wär ́s zum Schluss mit einer kurzen Selbstbeschreibung?
Ich komme aus Gänserndorf, bin eine klassische Weinviertlerin, lebe nun aber schon zwölf Jahre in Wien. Aber ich bin ein Kind vom Land geblieben, würde mich als sehr bodenständig und gut geerdet beschreiben. Vielleicht ist mir auch deswegen das Miteinander sehr wichtig, dass der Mensch im Vorder- grund steht und nicht immer nur bloß die kaufmännischen Zahlen. Ich denke, das wird in unserer Firma auch sehr ge- schätzt. Ich habe ein gutes Gespür für Menschen, und das kann ich auch bei geschäftlichen Entscheidungen einbrin- gen. Zum Beispiel wenn es darum geht, dass alle an einem Projekt Beteiligten ihren fairen Anteil bekommen – es muss sich immer für alle ausgehen.
Zur Person
Tanja Schaffer ist Prokuristin und organisatorische Seele der Ventureal Projekt GmbH.