Porträt Wind-Menschen

Der Mann, der den Windrädern zuhört.

Windenergie (WE): Ich habe gerade deine Familie kennengelernt. Wer macht was?

© Nimfuehr/Kollektiv Fischka
 © Nimfuehr/Kollektiv Fischka

Hannes Raser (HR): Meine Frau Annemarie betreibt gemeinsam mit unserem Sohn Michael den Weinbaubetrieb in Höflein in der Region Carnuntum und unsere Tochter Daniela organisiert die Weinvermarktung. Ich selber bin Landwirtschaftsmeister, genauer gesagt bin ich Biobauer, und für den Energiepark Bruck Mühlenwart von sieben Windparks mit insgesamt 53 Windkraftanlagen. Und ich engagiere mich in vielen Projekten mit erneuerbaren Energien.

WE: Kannst du uns von einigen Projekten berichten?

HR: Unsere Familie hat bereits vier Photovoltaikanlagen installiert. Ich bin an vielen Firmen beteiligt, die Windparks oder Biogasanlagen betreiben. In Rohrau, wo wir wohnen, habe ich gemeinsam mit der Gemeinde ein kleines Heizwerk mit 200 kW gebaut, mit dem wir jetzt alle öffentlichen Gebäude heizen. Ich allein kann nichts bewegen, aber ich bringe die Leute zusammen, und daraus entstehen dann oft spannende Projekte. Ich kann da sehr ausdauernd und hartnäckig sein.

WE: Das hast du ja auch bei eurem Flussprojekt bewiesen.

HR: In unserer Gegend ist die Leitha durch Begradigungen ja ein Kanal. Über den lokalen Wasserverband haben wir ein Renaturierungsprojekt gestartet, mit dem wir die viele alten Flussläufe links und rechts davon wieder fluten wollen. Die Fische werden dadurch wieder Laichplätze bekommen und über abgeflachte Ufer kann das Wild wieder eine Tränke finden. Das ganze Projekt ist aufgeteilt auf 30 Kilometer Flusslauf, fast jede Gemeinde in unserem Bezirk ist eingebunden. Ich bin da sehr dahinter, dass die Gemeinden mit dem Geld, das sie von der Windkraft einnehmen, auch etwas für den Umweltschutz tun.

WE: Erzähl uns von deiner Tätigkeit als Mühlenwart.

HR: Ich sage immer: Der Mühlenwart ist der Hausmeister der Windparks. Er hat für überall einen Schlüssel, weiß über alles bescheid und schaut, das alles läuft. Im Energiepark teile ich mir die Arbeit mit meinem Kollegen Friedrich Metzker. Sein Schwerpunkt ist der Computer, ich bin der, der lieber draußen ist. Ich bin viel unterwegs, mache laufend Kontrollen, klettere auf die Windräder und schaue vor Ort, wie die Situation ist und ob alles reibungslos läuft.

WE: Du bist ja kein Techniker, worauf genau achtest du?

Ich bin seit 2003 Mühlenwart und habe viel Erfahrung, wie es ist, wenn ein Windrad optimal funktioniert. Deshalb schaue und höre ich einfach genau hin und weiß sofort, wenn etwas nicht so ist, wie es sein soll. Man kann sich das so vorstellen wie bei einem Auto: Ich kann einen Defekt auch nicht selber reparieren. Aber wenn ich merke, dass etwas nicht stimmt, fahre ich in die Werkstatt. Wenn mir bei einem Windrad etwas auffällt, rufe ich die Techniker an, die das dann instandsetzen.

WE: Du scheinst mit Leib und Seele für die Windkraft zu brennen.

Ja, mir macht meine Arbeit wirklich Spaß, ich mache das gern. Deswegen bin ich auch derjenige, der die unterschiedlichsten Gruppen bei Spezialführungen im Windpark betreut. Ob ich Fernsehteams auf´s Windrad begleite oder internationale Gäste. Zu uns kommen Besucher aus der ganzen Welt. Wir hatten einmal sogar das Energieversorgerunternehmen von Tokio da. Ich habe ihnen sehr höflich gesagt: Hätten sie rechtzeitig Windräder gebaut, hätten sie sich Fukushima erspart.

WE: Was fasziniert dich an der Windenergie?

HR: Für mich strahlen Windräder eine positive Energie aus, in ihrer Nähe fühle ich mich wohl. Das einzige Argument, das ich gelten lasse, ist, wenn jemand sagt: Die Windräder gefallen mir nicht. Aber viele sogenannte Gegenargumente sind gar keine Argumente. Wenn ich beispielsweise höre, dass man den Windstrom nicht speichern kann: Ja und? Es ist doch klar, dass wir den ganzen Mix aller erneuerbaren Energien brauchen, von der Windkraft allein können wir nicht leben. Es müssen alle Erneuerbaren zusammenspielen.

WE: Sehen viele Menschen in der Region die Windkraft so positiv?

HR: Viele Menschen in unserer Region sind an Windkraftprojekten beteiligt und die Gemeinden nehmen dadurch Geld ein. Oder: Mit den Windparks haben wir ein Radwegenetz quer durch den ganzen Bezirk bekommen. Wo vorher holprige Feldwege waren, sind jetzt befestigte befahrbare Wege. Jedes Jahr kommen 1.500 Besucher in unsere Windparks, und das ganz ohne Tourismus-Werbung. Die Leute hier wissen schon, was wir an der Windkraft haben.

Bild: Hoch oben auf einer Windkraftanlage des Energieparks Bruck fühlt sich Hannes Raser genauso wohl wie bei der Grünland- und Wegepflege am Boden.
Hannes Raser ist Biobauer und Mühlenwart in sieben Windparks des Energieparks Bruck.
Es gibt hier auch ein Facebook-Posting zu Hannes.


_____
Dieser Artikel erschien in unserer Mitglieder-Zeitung "windenergie". Da viele der Artikel im Umfang für die Homepage optimiert wurden, empfehlen wir den Download des Original-Artikels.