Das Tandem, das Windräder in den Wald bringt.
Stefan Danczul und Robert Nusser von den österreichischen Bundesforsten im Interview
Können Sie uns kurz etwas zu Ihrer Person sagen.
Stefan Danczul (SD): Ich bin nach meinem Jus-Studium 1987 zu den Bundesforsten gekommen und habe hier als Jurist gearbeitet. Als mich 2015 der Vorstand gefragt hat, ob ich Geschäftsführer des Windparks werden will, habe ich diese tolle Herausforderung erfreut angenommen. Robert Nusser (RN): Ich beschäftige mich schon seit 2001 mit erneuerbaren Energien, habe damals das erste Wasserkraftwerk der Bundesforste gebaut. Die Windkraft ist für uns interessant, seit die Windräder eine Höhe erreicht haben, mit der sie die Oberfläche des Waldes überragen.
Wieso hat die Windpark Pretul GmbH zwei Geschäftsführer?
SD: Es ist das größte und teuerste Projekt, das die Bundesforste je finanziert haben, und der Vorstand wollte zwei Leute, die sich voll und ganz nur darum kümmern. Und hat uns beide Menschen zusammengespannt, die wir einander wirklich perfekt ergänzen. RN: Das klappt so gut, dass jeder von uns seine Rolle in diesem Team findet, ohne dass wir uns groß abstimmen müssen. SD: Weil wir automatisch wissen, wer was macht. Robert ist eher der Stratege und Antreiber, ich bin eher der Analytiker.
Was gab es auf der Baustelle am Pretul für Besonderheiten?
RN: Es waren zwei Montage-Teams von Enercon am Berg, die haben sich gegenseitig überboten, wer die spektakulärste Rotorblattziehung schafft. Der gefühlte Sieger war ein erfahrener Teamleiter, der den Ansporn hatte, möglichst viele Sternmontagen zu machen, bei denen der am Boden mit allen drei Flügeln fertig zusammengefügte Rotor als Ganzes in die Höhe gezogen wird. SD: Unbedingt erwähnen möchte ich auch die beiden Wirtsleute, die die Halterhütte auf der nahegelegenen Moschkogel-Alm betreiben und alle Arbeiter verköstigt und versorgt haben. Dort war quasi die Seele unserer Baustelle, und als alles fertig war, wollten unsere Leute dort gar nicht mehr weg. RN: Was auch noch interessant ist: Wir haben auf der Pretul eine 25 Kilometer lange Mountainbike-Strecke umgesetzt und werden einen Erlebniswanderweg und gemeinsam mit den Naturfreunden einen alpinen Motorikpark nahe dem Rosegger-Haus bauen. Im angrenzenden Naturschutzgebiet Schwarzriegelmoor haben wir Schutzmaßnahmen getroffen, damit sich das Moor renaturieren kann. Wir möchten damit die Region touristisch aufwerten und ihr gleichzeitig auch etwas zurückgeben.
Wie haben die Leute dort auf den Windpark reagiert?
SD: Im Mürztal sind ja Menschen zuhause, die sich noch an die industrielle Hochblüte in dieser Region erinnern, dort gibt es mehr Verständnis für die Windräder als anderswo. Über den Pretul gab es früher eine Seilbahn, mit der Erz transportiert wurde, der Pretul war also immer schon wirtschaftlich und industriell genutzt. RN: Es gibt immer wieder kritische Stimmen, denn Windparks sind einfach einmal ein Eingriff in die Landschaft, da kann man diskutieren, was man will, aber überwiegend waren die Rückmeldungen positiv, das Gesprächsklima durchwegs gut.
Was machen Sie beide, wenn Sie nicht Windparks planen?
SD: Uns beide prägt der Sport. Ich mache sehr viel Ausdauersport, habe früher Triple-Ironman und Ausdauerradrennen über 1.000 Kilometer und so verrückte Dinge gemacht. Ich wohne in Wien im dritten Bezirk und fahre jeden Tag bei jedem Wetter mit dem Rad hierher nach Purkersdorf ins Büro. RN: Sag ruhig dazu, dass deine jährliche Kilometerleistung am Rad bei über 20.000 liegt; das ist mehr, als ein normaler Mensch mit dem Auto fährt. Mir als Kärntner ist das Eishockeyspielen in die Wiege gelegt. Mein Großvater war lange Jahre Nationaltorhüter, mein Vater hat ebenfalls in der höchsten Liga gespielt. Ich selber war bis hinauf in die zweite Liga aktiv, jetzt spiele ich im Amateurbereich, aber die Begeisterung ist nach wie vor da.
Sie haben offenbar aus dem sportlichen Ehrgeiz den geschäftlichen entwickelt.
RN: Das ist genau der Punkt, beim Radfahren wie beim Eishockey wie bei der Projektarbeit: Wenn du ein bestimmtes Ziel erreichen willst, musst du es mit der Gewissheit angehen, dass du es gut zu Ende bringen wirst. Und im Sport lernst du auch, mit Niederlagen umzugehen. Wenn du Rückschläge nicht verkraften kannst, bist du auch nicht als Projektleiter geeignet. SD: Das Spannende ist ja, dass Dinge, die unvorstellbar scheinen, auf einmal funktionieren, wenn man intensiv darauf hintrainiert. Der Mont Ventoux ist ein berühmter Berg auf der Tour de France, den bin ich an einem einzigen Tag sechs Mal hinaufgefahren. Das war für mich vorher unvorstellbar. Nach entsprechendem Training habe ich es aber geschafft, an einem Tag insgesamt 16 Stunden auf dem Rad zu sitzen.
Zur Person
Robert Nusser und Stefan Danczul sind die Geschäftsführer der Windpark Pretul GmbH der Österreichischen Bundesforste. www.bundesforste.at