Energiewende auf Erfolgskurs?

Fakten und Mythen der deutschen Energiewende und was hat das mit Österreich zu tun?

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Die Energiewende in Deutschland ist eine Erfolgsgeschichte, denn zehn Mal so viele Arbeitsplätze bei den erneuerbaren Energien als in der Kohleindustrie, um 14% gesunkene CO2-Emissionen der Stromerzeugung Deutschlands seit 2007 und steigende Energieunabhängigkeit sind die harten Fakten. Die Tatsache ist aber, dass die alte und neue Welt um eine Systemänderung kämpft, deren Auswirkungen Gewinner und Verlierer hervorbringt. „Das Nichthandeln im Bereich des Kohleausstiegs, der Wärmewende und des Transportsektors muss endlich beendet werden, und der Ausbau der erneuerbaren Energien braucht wieder mehr Schwung“, fordert Craig Morris, Energieexperte und Senior Fellow am IASS Potsdam im Rahmen der Diskussionsveranstaltung ‚windrichtungen’ der IG Windkraft.

Seit 2007 sind die CO2-Emmissionen im Stromsektor in Deutschland um 14% gesunken. Allein in der Windbranche sind dort heute mehr als 150.000 Personen beschäftigt. Die Atomenergienutzung in Deutschland hat mit 2022 ein klares Ablaufdatum. Und letztes Jahr deckten die erneuerbaren Energien mit 31,7% beinahe drei Mal so viel vom Stromverbrauch ab, wie die Atomkraft mit 13,1%. Auch die Windenergie konnte mit 13,3% im Jahr 2016 die Atomenergie überholen. „Die Energiewende in Deutschland ist eine klare Erfolgsgeschichte“, bestätigt Morris die Entwicklung der letzten Jahrzehnte und setzt fort: „Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Deutschland noch immer zwei Drittel der Stromversorgung aus Kohle-, Gas- und Atomkraftwerken bezieht und die Energiewende in vielen Bereichen noch gar nicht angegangen wurde.“ Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass durch die Umstellungen im Fördersystem der Ausbau bei der Windkraft sehr stark abgebremst wird. „Es kann nicht sein, dass man den Ausbau der Erneuerbaren beschränkt, damit Kohlekraftwerke noch länger am Netz bleiben können“, bemerkt Morris.

Deutscher „Überschussstrom“

Vom deutschen Überschussstrom ist immer wieder zu hören. Allerdings wird dieser oft in Zusammenhang mit den erneuerbaren Energien gebracht. „Diese Betrachtungsweise kann ich nicht teilen“, bemerkt Morris und setzt fort: „Wenn die erneuerbaren Energien ein Drittel zur Stromversorgung beitragen, wie kann man dann überhaupt von einem Überschuss bei erneuerbaren Energien sprechen? Deutschland hat einen Überschuss an konventionellem Strom und den müssen wir so schnell wie möglich loswerden.“
Darüber hinaus haben die deutschen Stromexporte in den letzten Jahren explosionsartig zugenommen. Importierte Deutschland im Jahr 2000 noch 3,1 TWh, exportierte es 2016 bereits 55,5 TWh, das sind etwa zwei Drittel des ganzen Stromverbrauches Österreichs in einem Jahr. Daher ist auch in einem aktuellen Expertenpapier des deutschen Wirtschaftsministeriums zu lesen: „Der Großteil der Kohlekraftwerke hat heute eine belastende Wirkung auf das Netz (...) Eine Stilllegung von Kohlekraftwerken könnte die Versorgungssicherheit sogar steigern.“

Politik in Geiselhaft

Alte und behindernde Strukturen müssen abgebaut werden und neuen Platz machen. „Bei einer so großen strukturellen Änderung gibt es natürlich nicht nur Gewinner“, bemerkt Morris und setzt fort: „Die Kohlebranche erhält in Deutschland 30.000 Arbeitsplätze. Mit 330.000 Arbeitsplätzen sind es bei den erneuerbaren Energien allerdings heute bereits zehn Mal so viele. Hier sollte man die Prioritäten klar erkennen und auch den Ausbau der erneuerbaren Energien wieder beschleunigen.“
„Da zu erwarten ist, dass Deutschland zur Verringerung der Treibhausgase die Stromerzeugung aus Kohle verringern wird und eine Trennung von der gemeinsamen Strompreiszone nächstes Jahr erfolgt, muss das Konsequenzen in Österreich haben. „Für Österreich bedeutet dies, dass wir unsere Stromversorgung auf eigene Beine stellen müssen und den hohen Stromimport von 15% des Verbrauches durch mehr Eigenerzeugung aus erneuerbarer Energie in Österreich ersetzen müssen. Das ist auch eine Frage der zukünftigen Versorgungssicherheit“, so Stefan Moidl von der IG Windkraft.

Rückfragehinweis

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