Die Frau, die Kräne und Windräder liebt

In der Serie „Wind-Menschen“ stellen wir Ihnen diesmal Katharina Wiesinger vor, die bei der Windkraft Simonsfeld die Planung und den Bau von Windparkprojekten betreut

Was ist dein Job bei der Windkraft Simonsfeld und welche Ausbildung hast du dafür?

© Windkraft Simonsfeld / Klaus Rockenbauer & Gerhard Scholz
 © Windkraft Simonsfeld / Klaus Rockenbauer & Gerhard Scholz

Katharina Wiesinger: Ich mache das Projektmanagement, die Bauherrenvertretung, bin für die Kostenpläne zuständig und betreue die gesamte Planungs- und Bauphase. An der FH Technikum Wien habe ich urbane erneuerbare Energietechnologien studiert. Im Zuge meines Studiums habe ich ein viermonatiges Praktikum bei der Windkraft Simonsfeld absolviert und meine Bachelorarbeit über Repowering geschrieben. Als erstes Projekt bei der WKS habe ich im April 2016, als ich 21 Jahre alt war, die Erweiterung des Windparks Kreuzstetten um sieben Anlagen übernommen. Seit kurzem bin ich auch für das Repowering eines Windparks zuständig, wo sieben alte durch zwei neue Anlagen ersetzt werden – und die Gesamtproduktion trotzdem um ein Drittel erhöht wird.

Wo rührt die Entscheidung her, ein technisches Studium zu beginnen? Und warum dann gerade die Windkraft?

Technisch deswegen, weil mich Physik und Thermodynamik immer schon irrsinnig interessiert haben, ich habe auch in Physik maturiert. Und die Windkraft hat mich interessiert, weil ich damit aufgewachsen bin. Ich komme aus Prinzendorf, für mich sind die vielen Windräder ganz selbstverständlich ein Teil des Weinviertels. Mich fasziniert die Technik, wie diese drei schlanken Rotorblätter so viel Strom produzieren können, und auch, wie die Windräder statisch konstruiert sind.

Ich habe gehört, auch dein familiärer Hintergrund hilft dir bei deiner Arbeit.

Mein Vater ist Nebenerwerbsbauer mit einer kleinen Landwirtschaft, und ich bin immer leidenschaftlich gern mit ihm aufs Feld gefahren. Ich finde es gut, wenn man sein eigenes Getreide und Gemüse anbaut, weil man dadurch zurück zum Ursprung findet. Diese Erfahrung hilft mir sehr, weil ich auf einen Blick weiß, ob da Raps, Weizen oder Gerste angebaut ist. Die Bewirtschafter lassen sich von mir als junger Frau eher etwas sagen, wenn sie merken, dass ich weiß, wie man Felder bewirtschaftet, wann man sie betreten kann, oder wie man Flurschäden bestmöglich vermeidet und wie man diese fachgerecht bewertet, wenn sie vorkommen.

Wie reagieren Gesprächspartner auf dein jugendliches Alter?

Ich sehe das eher als Vorteil. Natürlich ist es für viele gestandene Bauern neu, dass sie jetzt mit einer jungen, technisch ausgebildeten Frau verhandeln. Aber nach einer kurzen Anlaufzeit ist das bisher immer gut gelaufen. Ich weiß mich schon durchzusetzen und finde das sogar eine ausgesprochen gute Konstellation.

Was ist für dich in deiner Arbeit am spannendsten?

Das ist eindeutig der Bau selbst. Mir geht das Herz auf, wenn ich auf die Baustelle komme und dort Kräne aufgebaut oder unsere Turmteile, Maschinenhäuser oder sogar Rotorblätter gehoben werden. Klingt vielleicht seltsam, aber ich liebe Kräne und Windräder. Das macht mir am meisten Spaß, draußen zu sein in der Natur, so wie ich aufgewachsen bin. Mein Beruf ist auch mein Hobby, und das schätze ich sehr. Ich mach meinen Job gerne, er ist tagtäglich ein neues Erlebnis für mich.

Was liebst du sonst noch außer Kräne und Windräder?

Ich tanze sehr gerne. Daraus hat sich auch ergeben, dass ich zusammen mit einer Freundin im Footballverein der Weinviertel Spartans in Mistelbach ein Cheerleaderteam gegründet und später sogar eine Trainerausbildung dafür gemacht habe. In meiner Jugend habe ich sehr viel Ballett getanzt, liebe aber auch „modern dance“. Körperbewusstsein ist mir wichtig, Sport und Bewegung tun mir gut, sind ein Ausgleich, und ich schöpfe daraus Kraft für die Woche. Deswegen mache ich auch Yoga. Da geht es zum einen um körperliche Anstrengung und Fitness, zum anderen aber darum, sich mental zu erden und ein bisschen runter zu kommen.

Liest du gern?

Meistens lese ich technische Fachbücher, derzeit „Selbstverbrennung“ von Hans Joachim Schellnhuber, von dem auch eines meiner Lieblingszitate stammt: „Wir müssen uns die moralische Verantwortung für die Klimazukunft selbst zumuten, da die Energiepolitik diese uns partout ersparen möchte.“ Das ist auch mein eigener Leitsatz, denn ich mache meinen Job auch aus moralischer Leidenschaft. Ich sehe die Verantwortung dahinter, aber es ist auch eine Leidenschaft, weil ich denke, man kann nichts aus Überzeugung machen, wenn man es nicht leidenschaftlich gern macht.


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Dieser Artikel erschien in unserer Mitglieder-Zeitung "windenergie". Da viele der Artikel im Umfang für die Homepage optimiert wurden, empfehlen wir den Download des Original-Artikels.