Der Mann, der die Windräder am Laufen hält

In der Serie "Wind-Menschen" stellen wir Ihnen Hannes Leopoldseder vor, der für die Firma SKF weltweit den Bereich Wind-O&M koordiniert.

Was verbindet dich beruflich mit der Windenergie?

© privat
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Hannes Leopoldseder: Ich arbeite für den schwedischen Konzern SKF mit Hauptsitz in Göteborg und weltweit 48.000 Mitarbeitern. SKF ist Weltmarktführer im Bereich Wälzlagertechnik, bietet aber auch Lösungen im Bereich Mechatronic, Schmiertechnik, Dichtungen und Services, und das für alle nur denkbaren Industrien. Ich bin im Zweig erneuerbare Energien tätig, dort kümmern wir uns vorwiegend um die Windenergie, aber auch um Solarenergie und Wasserkraft.

Mit welchem Angeboten?

Wir beliefern alle namhaften Hersteller von Windkraftanlagen. In meinem Bereich kümmern wir uns aber hauptsächlich um Kunden, die im Wind-Service-Bereich tätig sind, auch genannt Operations & Maintenance, kurz O&M. Gemeinsam mit unseren lokalen Verkaufsgesellschaften koordiniere ich für diesen Bereich den Verkauf, unsere Strategie und unser Produktportfolio. Zusätzlich zu unseren Lagern bieten wir eine Vielzahl an Service-Dienstleistungen an wie Condition-Monitoring, Videoendoskopie, Generatorlagerwechsel vor Ort oder Unterstützung bei Getriebelagerwechsel.

Und was genau ist dein Job?

Meine Aufgabe ist die globale Koordination unserer Wind-O&M-Aktivitäten. SKF ist ein weltweit agierender Konzern, was uns ermöglicht, überall dort zu sein, wo Windenergieanlagen stehen. Dafür braucht es natürlich einen gewissen Koordinationsaufwand und eine zentrale Anlaufstelle. Gemeinsam mit meinen Kollegen bin ich auch für die Strategie in diesem Geschäftsbereich verantwortlich und dafür, diese in den einzelnen Ländern, in denen wir tätig sind, zu implementieren.

Schildere uns doch kurz deinen beruflichen Werdegang.

Ich habe die HTL für Kraftfahrzeugtechnik in Steyr absolviert und im Bereich Technik dann auch meine ersten beruflichen Erfahrungen gemacht. Vor 15 Jahren habe ich bei SKF in Steyr begonnen, der größten Niederlassung in Österreich mit etwa 900 Mitarbeitern. Ich hatte die Möglichkeit, für die unterschiedlichsten Kundensegmente zu arbeiten – Eisenbahn, Formel 1, Industriemotoren. Vor etwa 10 Jahren haben wir die X-Large-Hybridlager entwickelt, Wälzlager mit keramischen Wälzkörpern, das hat es natürlich schon gegeben, aber das Neue war die Größe, wodurch diese Technologie nun auch in Windkraftgeneratoren einsetzbar war. Ich habe dann für SKF in Deutschland und in Göteborg gearbeitet, bevor ich wieder nach Österreich zurückgekehrt bin. Vor zweieinhalb Jahren bin ich in der Leitung des weltweiten SKF-Geschäftsbereiches O&M für Windenergie gelandet, und das hat mir in der Folge die Möglichkeit eröffnet, die ganze Welt zu bereisen, um Kunden zu treffen und Messen und Konferenzen zu besuchen.

Wie kommst du mit den unterschiedlichen Kulturen zurecht?

Meine globale Aufgabe gibt mir die Möglichkeit, andere Kulturen kennen zu lernen, und das schätze ich sehr. Es ist eine Herausforderung, sich auf die Mentalität in anderen Ländern einzustellen. In China zum Beispiel ist das Thema Essen ganz wichtig. Beim gemeinsamen Essen spricht man über Dinge, die in den geschäftlichen Besprechungen so nicht auf den Tisch kommen, es ist ein wichtiger Bestandteil dieser Kultur, eine Einladung sollte man daher nie ablehnen. Gleichzeitig ist es durchaus interessant zu erfahren, dass der Geschäftspartner deswegen Schildkrötensuppe wählt, weil er über Rückenschmerzen klagt, und die chinesische Medizin den Verzehr von Schildkröte empfiehlt, weil eben diese über einen starken Rückenpanzer verfügt.

Und was bedeutet der Wind für dich privat?

Meine private Verbindung zum Thema Wind ist, dass ich sehr gerne segle. Mich begeistert, welche Energie der Fortbewegung man durch die Windkraft erreichen kann, wie schnell man da vorankommen kann – und wie langsam, wenn kein Wind da ist. Am meisten genieße ich, wenn man den Motor abstellen kann und in aller Stille durch die Kraft des Windes angetrieben wird, zum Beispiel durch die wunderbaren Kornaten vor der kroatischen Küste. Das Schlimmste für einen Segler ist ja, wenn Flaute herrscht und man nur mit dem Dieselmotor vorankommt.


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Die Serie "Windmenschen" erscheint in unserer Mitglieder-Zeitung "windenergie". Porträtiert werden verschiedene Menschen, die in der Windbranche arbeiten - meist "aktiv", direkt am Windrad.