Porträt Wind-Menschen - Ein Leben für erneuerbare Energie.

In der Serie „Wind-Menschen“ stellen wir Ihnen diesmal Erich Enikl, den Mühlenwart im alpinen steirischen Windpark Moschkogel, vor

Wie und wann hat dich der Windkraft-Virus erwischt?

© Martin E. Lotter
 © Martin E. Lotter

Erich Enikl: Meine erste Begegnung mit einem, allerdings sehr kleinen, Windrad ergab sich 1988. In den Jahren 2005 bis 2006 ging es mit der Errichtung des Windparks auf dem Moschkogel für mich erst richtig los: Ich ließ keinen Bauabschnitt aus – vom Wegebau, der Herstellung der Fundamente bis zur Kabeltrasse. Faszinierend für mich war, was man in so kurzer Zeit mit diesen enorm großen Anlagen mit ausgefeilter Technik erreichen konnte. Der Windpark befindet sich in 1.500 Meter Höhe in den Bergen und hat eine enorm steile Zuwegung. Die fünf Enercon-Anlagen wurden im Mai und Juni 2006 errichtet. Nach einem unglaublich harten und lang dauernden Winter brauchte ich vier Tage, um mit der Pistenraupe den meterhoch liegenden Schnee aus der Strasse zu schieben. Den Technikern gelang es dann in relativ kurzer Zeit, die Anlagen auf diese extremen Bedingungen einzustellen.

Welchen Sinn macht ein Windpark in den Bergen?

Wir erzeugen Energie hauptsächlich in den Wintermonaten, in denen der Verbrauch hoch ist. Heizen, das Beleuchten von Wohnungen und Ortschaften, der Betrieb von Liftanlagen mit den dazugehörigen Beschneiungsanlagen – alles spricht ganz klar für die Nutzung hier in unserer Region. Diese wenigen Anlagen können den gesamten Jahresenergiebedarf des örtlichen Netzbetreibers erzeugen.

Wie sieht es mit den Eingriffen in die Natur aus?

Holzschlägerungen größeren Ausmaßes waren nicht notwendig. Für die Zufahrt war nur die Verbreiterung der bestehenden Forststraße erforderlich. Die Kabeltrasse im Forststraßenbereich und durch ein Waldstück erforderte überhaupt keinen Baumschlag. Auf einem Fundament in der Größe eines Einfamilienhauskellers steht jetzt eine Anlage, die mehr als tausend Haushalte versorgt. Auch das durch die Bautätigkeit zu Beginn verschreckte Wild kam wenige Zeit später wieder zurück. Die Befürchtung, dass die Raufußhühner Schaden nehmen könnten, hat sich nicht bewahrheitet. Durch das Schneefrei-halten der Zufahrtswege und des Windparks wurde dieser sogar zu einem Paradies für Schneehasen.

Hast du Wünsche an die Politik?

Endlich Transparenz auf der Stromrechnung! Diese wäre sehr zu begrüßen, denn wenn die Folgekosten – wie CO2-Emissionen und die von Atomunfällen herrührenden Schäden sowie die ungelöste Endlagerung des Atommülls – eingerechnet würden, wäre Kostenwahrheit gegeben. Die angeblich billigste Energie wäre nämlich für den Kunden dann, endlich korrekt, als die teuerste dargestellt. Hinzu kommen ungelöste und unbeherrschbare Risiken wie die CO2-Speicherung und Strom aus Atommeilern. Das hat keine Zukunft.

Willst du eine Botschaft an unsere LeserInnen richten?

Wenn Sie liebe Leserinnen und Leser, Ihre Energie mit einer Photovoltaikanlage oder einer kleinen Windkraftanlage selber erzeugen, oder wenn sie mit einem Elektromobil fahren, sinken Ihre stets steigenden Energieausgaben. Das bedeutet keinen Verlust an Wohlstand.

Ist dein Job als Mühlenwart dein erster im Windkraft-Bereich?

Ja. Als gelernter Kfz-Elektriker war ich ursprünglich im Baugewerbe und bei der ÖBB tätig. Für Robert Lotter, den Betreiber des Windparks Moschkogel, repariere ich auch eine Wasserkraftanlage und bin als Windmühlenwart hobbymäßig tätig – aus Überzeugung im Einsatz für die erneuerbare Energie.


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Die Serie "Windmenschen" erscheint in unserer Mitglieder-Zeitung "windenergie". Porträtiert werden verschiedene Menschen, die in der Windbranche arbeiten - meist "aktiv", direkt am Windrad.