Porträt Wind-Menschen - Der Mann, der die E-126 aufstellte

In der Serie „Wind-Menschen“ stellen wir Ihnen diesmal Martin Horvath von der Austrian Wind Power (AWP) vor, der für den Aufbau der Enercon E-126 in Potzneusiedl verantwortlich war

Was war Ihre Tätigkeit in diesem Projekt?

© Bewag : AWP : Richard Neubauer
 © Bewag : AWP : Richard Neubauer

Martin Horvath: Als Projektleiter der AWP hatte ich den planmäßigen Projektablauf der Aufstellung der beiden Enercon E-126 zu organisieren. Wichtiger Teil meines Jobs ist dabei natürlich immer, darauf zu achten, dass auch der veranschlagte Kostenrahmen eingehalten wird.

Was waren für Sie die größten Herausforderungen?

Auf jeden Fall die ungewohnt großen Dimensionen. Diese gewaltigen Windkraftwerke haben eine Nabenhöhe von 135 Metern und einen Rotordurchmesser von 127 Metern. Das ist schon beeindruckend. Aber auch das gewaltige Fundament, das ja enorme Kräfte aushalten muss, ist eine neue Klasse für sich. Außergewöhnlich war auch der Arbeitsaufwand mit den Behörden und Gutachtern, die wir jedoch bestens von dem technischen Konzept dieser 7,5-MW-Anlagen überzeugen konnten.

Haben Sie für dieses Projekt mehr Aufmerksamkeit von außen gemerkt als sonst?

Obwohl das Gelände natürlich weitläufig abgesperrt und Tag und Nacht bewacht war, gab es großes Interesse. Vor allem die Menschen in den angrenzenden Gemeinden waren sehr neugierig. Wir haben mitbekommen, dass sie auch selber stolz darauf sind, dass in ihrer Nachbarschaft die leistungsstärksten Windkraftanlagen der Welt errichtet werden. Dieses Thema beschäftigt mich ja nicht nur beruflich, sondern auch privat, denn immer wieder werde ich von Freunden und Bekannten darauf angesprochen.

Die letzten Monate waren also kein 0815-Job?

Auf keinen Fall, das war schon ein ganz besonderes Projekt. Andererseits haben wir schon sehr viel Erfahrung mit den Kollegen von Enercon sammeln können, die mit uns sehr professionell zusammengearbeitet haben; da gab es auch nie Probleme. Trotzdem: Jetzt, wo die Anlage steht, merke ich, dass sie ‒ abgesehen von der doch auffälligen Gondel ‒ sehr viel Ähnlichkeit mit den schon stehenden kleineren Anlagen hat. Wenn man direkt darunter steht, täuscht die Perspektive eher.

Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung der Anlagendimensionen ein?

Die E-126 erlaubt uns schon heute einen Ausblick in die Zukunft der Windenergie-Nutzung. Ich denke, dass ihre Dimensionen und ihre Leistung noch einige Zeit State-of-the-Art sein werden. Andererseits sieht man gerade an der Windkraftindustrie, wie schnell technologische Entwicklung gehen kann. Die ersten Anlagen, die die Bewag im Jahr 1997 aufgestellt hat, verfügten über eine Leistung von 0,5 Megawatt. Die E-126 bringt 7,5 Megawatt – das bedeutet einen technologischen Quantensprung in nicht einmal eineinhalb Jahrzehnten.

Burgenland und Windräder – eine gute Kombination?

Eine wunderbare Kombination. Wir haben keine hohen Berge und keine großen Flüsse im Burgenland. Deshalb hatten wir beinahe fünf Jahrzehnte keine nennenswerte eigene Energieerzeugung. Mit der Nutzung der Windenergie haben wir eine Jahrhundertchance erfolgreich genutzt.

Und Sie mit dabei.

Na klar, und das macht mich auch stolz. Die AWP ist jetzt schon mit Abstand Österreichs größter Windstromerzeuger. Mit dem weiteren Ausbau machen wir das Burgenland zum Europameister in Sachen Windenergie.


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Die Serie "Windmenschen" erscheint in unserer Mitglieder-Zeitung "windenergie". Porträtiert werden verschiedene Menschen, die in der Windbranche arbeiten - meist "aktiv", direkt am Windrad.