Vogelschutz
Jede Form der Energieerzeugung, auch der Bau einer Windenergieanlage, ist mit Eingriffen in die Natur und Umwelt verbunden. Durch Untersuchungen, eine gute Standortwahl und Ausgleichmaßnahmen können populationsgefährdende Auswirkungen vermieden werden. Im Vergleich zur fossilen und atomaren Energieerzeugung sind die Auswirkungen auf die biologische Vielfalt deutlich geringer. Zudem stellen andere menschliche Eingriffe in den Lebensraum der Vögel – wie Gebäude oder der Straßenverkehr – eine weitaus größere Gefahr dar.

Untersuchungen zeigen, dass Vögel gar nicht so oft kollidieren, wie gemeinhin angenommen. Auch österreichische Studien bestätigen dies. So wurden in einer Studie in Österreich, die sich genau diesem Thema widmete und ein Jahr lang verschiedene Windparks in ganz Niederösterreich unter die Lupe nahm ermittelt, dass pro Jahr im Schnitt 7 Vögel und 5 Fledermäuse pro Windrad sterben. Jede Hauskatze schlägt zumeist weit mehr Vögel im Jahr. Eine Studie in den USA hat verschiedene Ursachen für den Tod von Vögel gegenübergestellt. In den USA verursachen demnach rund 48.000 Windräder den Tod von 140.000 Vögel. Der Vergleich mit anderen Bauwerken zeigt aber wie selten Vögel durch Windräder sterben. Allein 99 Atomkraftwerke in den USA sind für 330.000 verunglückte Vögel verantwortlich und an Gebäuden in den USA kommen unglaublich 365 Million Vögel pro Jahr um.
Jährliche Vogel-Mortalität in den USA

Standortwahl und naturschutzrechtliche Prüfungen

Der Bau von Windrädern ist in Österreich aus rechtlichen Gründen auf nur wenigen Flächen möglich. So stehen in Niederösterreich nur 1,5 % der Bundeslandfläche prinzipiell für den Windkraftausbau zur Verfügung. Auf diesen 1,5 % kann aber nicht einfach ein Windrad errichtet werden, sondern es muss ein strenges Genehmigungsverfahren, innerhalb dessen auch naturschutzrechtliche Prüfungen durchgeführt werden. Zumeist ist eine einjährige Vogeluntersuchung durchzuführen, damit die Artenzusammensetzung des geplanten Standortes bekannt ist und ein Beurteilung der Auswirkungen des Windparks vorgenommen werden kann. Dies ist besonders wichtig, denn die Kollision von Vögel die eine hohe Reproduktionsrate haben ist ganz anderes zu bewerten, als jene Vogelarten die nur ein Junges pro Jahr zur Welt bringen. Gefährdete Vogelarten schliessen zumeist die Realisierung eines Windparks aus. Für andere Vogelarten kann durch Ausgleichsmaßnahmen der Lebensraum teilweise sogar verbessert werden.
Zugvögel
Auch Zugvögel und deren Routen sind Gegenstand des Genehmigungsverfahrens. Die Flughöhen vieler Zugvögel liegen zumeist weit oberhalb der Windräder. Lediglich in unmittelbarer Nähe von Rastplätzen kann es zu negativen Einflüssen von Windparks auf ziehende Vögel kommen. Dass bei geeigneten Abständen Windparks dennoch keine negativen Einflüsse auf Zugvögel haben zeigt das Beispiel Neusiedlersee im Burgenland. Das Neusiedlerseen Gebiet ist eines der wichtigsten Rastplätze für Zugvögel in ganz Europa. Mehrere Schutzkategorien liegen in diesem Gebiet übereinander. Seit Ende der 1990er Jahre wird im Nordburgenland die Windenergie zur Stromerzeugung genutzt. Ende 2017 stehen in dieser Region über 400 Windräder mit einer Leistung von mehr als 1.000 MW. Selbst sehr gefähredete Arten, wie der Kaiseradler und der Seeadler vergrößern ihre Population in dieser Region trotz der starken Windenergienutzung kontinuierlich.
Österreichische Ornithologen haben die Wahrnehmung, dass bei achtsamer Planung Windräder keine nennenswerte Bedrohung für Vögel und Fle ermäuse sind. Andreas Traxler von Biome, Technisches Büro für Biologie und Ökologie, der sich seit mehr als 15 Jahren mit dieser Thematik beschäftigt und durch seine Studien bei mehr als 100 Windkraftanlagen in Österreich jahrelanges Monitoring durchgeführt hat, bekräftigt: „Aufgrund der in Österreich üblichen sorgsamen naturschutzfachlichen Planung von Windparks konnten bisher keine negativen Entwicklungen bei Vogelpopulationen festgestellt werden.“ Als Beleg dafür kann auch der starke Windkraftausbau in Ostösterreich und die Entwicklung der Kaiser- und Seeadlerpopulationen in den letzten Jahrzehnten gesehen werden.
Kaiseradler, Seeadler, Trappen und Windenergie
See- und Kaiseradler galten in Österreich als ausgestorben, seit einigen Jahren wachsen die Bestände wieder. Auch die Population der gefährdeten Großtrappe (1997 lebten in Westpannonien nur mehr 121 Exemplare) konnte durch mehrere EU-kofinanzierte Schutzprojekte wieder angehoben werden. All das exakt in dem Zeitraum, in dem die Windkraft in Ostösterreich extensiv ausgebaut wurde. 1997 lebten in Ostösterreich und Grenznähe nur mehr 121 Großtrappen, durch erfolgreiche Schutzprojekte sind es heute wieder über 600. Langjährige Forschung hat gezeigt, dass in Österreich noch nie eine Trappe in ein Windrad geflogen ist.

Die Flughöhen von Zugvögeln liegen generell bei rund 500 Meter, also weit über den Windenergieanlagen. Grundsätzlich werden die Windparks jedoch umflogen oder die Vögel weichen kleinräumig aus. Bei diversen Vogelarten wurden vereinzelt sogar verstärkte Brutaktivitäten in der Nähe von Windenergieanlagen festgestellt.
Durch die zwanzigjährige Erfahrung der Branche und die inzwischen sehr umfangreiche Prüfung der Einflüsse von Windenergieanlagen auf ihre Umwelt kann jedes Projekt individuell und in Zusammenarbeit mit den örtlichen Naturschutzbehörden Vogelschutz und Klimaschutz miteinander vereinen. Insgesamt lässt sich resümieren, dass Zusammenstöße mit Windenergieanlagen selten sind. Durch die strengen Genehmigungsverfahren ist davon auszugehen, dass Windparks sich nicht negativ auf die Population oder den Bestand einzelner Vogelarten auswirken.
Vogelschutz im Nordburgenland
Im Nordburgenland rund um den Neusiedlersee gibt es international wichtige Naturgebiete mit höchstem Schutzstatus und großer Bedeutung für den Vogelschutz, zugleich ist es das am intensivsten für die Windkraft genutzte Gebiet Österreichs. Mögliches Konfliktpotenzial konnte schon zu Beginn des Windkraft-Booms durch die von der burgenländischen Landesregierung konsequent verfolgte Zonierung entschärft werden. Auf der Basis detaillierter wissenschaftlicher Untersuchungen wurden Vorkommensgebiete empfindlicher Vogelarten vorab vom Windkraftausbau ausgenommen. Karl Schellmann, Klima- und Energieexperte des WWF, präzisiert: „Eine vorausschauende Herangehensweise, der Einsatz innovativer Planungsinstrumente sowie hervorragende Kooperation zwischen engagierten Beteiligten und Dienststellen des Landes waren die Zutaten des burgenländischen Erfolgsrezeptes. Diese haben tatsächlich zu einem Ausbau der Windenergie gefu?hrt, der mit Natur- und Vogelschutz weitgehend verträglich ist.“
Rotmilan nimmt auch in Brandenburg kaum Schäden durch Windkraft

Auf Anfrage der AfD-Fraktion im Brandenburger Landtag hat die Landesregierung nun Informationen zum Bestand des Rotmilans informiert (Drucksache 7/1620 des Landtages). Dieser ist seit Jahren stabil, die Schlagzahlen sind sehr gering. Nach Auskunft der Landesregierung gilt dies auch für die 1.650–1.800 Brutpaare in Brandenburg. Bekannt ist, dass sich Bestände etlicher Arten wie Kranich und Schwarzstorch parallel zum Ausbau der Windenergie positiv entwickeln beziehungsweise Bestandsveränderungen unabhängig von Einflüssen durch die Windenergie sind. Dennoch können Kollisionen des Rotmilans mit Windenergieanlagen vorkommen. In Brandenburg geschieht das laut Landesregierung ungefähr 6-mal im Jahr bei 1.700 Brutpaaren oder 3.400 erwachsenen Milanen – eine Quote von 0,18 Prozent. Das ist auch das Ergebnis der aufwändigen Naturschutz-Vorgaben, die die Landesregierung der Windbranche macht. Damit ist das individuelle Risiko für einen Milan, an einer Windenergieanlage zu verunfallen, sehr gering. In der Summe kommen ebenso viele durch Straßenverkehr, Beutegreifer, Freileitungen, Eisenbahn, illegale Verfolgung und sonstige, teils unbekannte Ursachen um. Zusätzlich sterben im Schnitt 24 Jungvögel durch Absturz, verhungern, oder fallen Raubtieren zum Opfer. Ähnlich wie bei den Opfern an Windenergieanlagen ist auch mit einer gewissen Dunkelziffer nicht gefundener toter Tiere zu rechnen.