Video: Studienpräsentation AGORA Energiewende

Oft wird bei der Umgestaltung des Fördersystems oberflächlich auf Nachbarländer geschaut und Teile übernommen, ohne die Kontextbedingungen mit zu bedenken. Diese haben aber einen sehr großen Einfluss auf die Funktionsweise des Fördersystems und unterscheiden sich erheblich von Land zu Land. Agora Energiewende hat genau diese Unterschiede unter die Lupe genommen. Mit der vorliegenden Studie versucht der deutsche Think Tank eine Quantifizierung der Auswirkungen von nationalen Politiken und Rahmenbedingungen auf die Kosten von Windkraftprojekten.

Christian Redl von 2005 bis 2011 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Wien, seit 2014 beim deutschen Think Tank Agora Energiewende 

Wieso ist der Kostenunterschied bei der Finanzierung zwischen Deutschland und Österreich so groß?

Christian Redl: Trotz der Tatsache, dass die Finanzierungsbedingungen derzeit relativ vorteilhaft sind, sind die Unterschiede zwischen den beiden Ländern immer noch signifikant. Gleichzeitig sind
die Finanzierungsbedingungen vor dem Hintergrund der nationalen Fördersysteme zu betrachten. Einzelne Aspekte des Fördersystems, wie zum Beispiel die Dauer der Förderung –
13 Jahre in Österreich vs. 20 Jahre in Deutschland – und die allgemeine Risikoeinschätzung von Finanzierern bezüglich des Fördersystems, können die Finanzierungsbedingungen maßgeblich beeinflussen. Je größer das Risiko der Investition gesehen wird, desto höher die Finanzierungskosten.

Kann es einen wirklich liberalisierten Strommarkt geben, in dem die Erzeuger bei den Netzkosten so unterschiedlich belastet werden wie derzeit etwa in Deutschland und Österreich?

Christian Redl: Die Frage ist, inwieweit ein „level playing field“ durch die nationalen Regulierungen beeinträchtigt wird. Es ist richtig, dass die Cross-Border-Studie relativ starke Unterschiede in den Netzkosteneffekten der nationalen Regelwerke zeigt – von 0,31 Cent/kWh in Deutschland bis 0,78 Cent/kWh in Österreich. Diese unterschiedlich hohen nationalen Kostenblöcke beeinflussen die Wettbewerbssituation zwischen Marktteilnehmern in gekoppelten Märkten entsprechend.

Wieweit ist die PENTA-Studie für den EU-Raum insgesamt relevant?

Christian Redl: Die Studie zeigt die relevanten Kosteneffekte der nationalen Regelwerke für die Projektkosten von Erneuerbaren auf. Obwohl nur eine klar definierte Strommarktregion analysiert wurde, sind die vier untersuchten Regulierungselemente generell die wichtigsten Kostenblöcke, wenn es um den Regelungsrahmen für die erneuerbaren Energien geht. Insofern sind die Ergebnisse ein Anstoß sowohl für diese und andere Mitgliedstaaten als auch die EU-Institutionen, sich mit diesen vier Elementen zu beschäftigen. Aktuell fehlt in der EU-Diskussion zum Erneuerbaren-Rahmen und den EU-2030-Zielen die Auseinandersetzung mit den nationalen regulatorischen Rahmenbedingungen abseits der Fördersysteme.

Warum hat es bis jetzt nahezu keine grenzüberschreitenden Projekte in der EU gegeben, obwohl seit 2001 das EU-Regelwerk diese ermöglicht?

Christian Redl: Dies liegt hauptsächlich an der Komplexität der entsprechenden Regelungen und an hohen Transaktionskosten. Neben der Erneuerbaren-Richtlinie zielt auch das EU-Beihilferecht in der derzeit gültigen Auslegung durch die Europäische Kommission auf eine teilweise Öffnungsverpflichtung ab. Dies hat dazu geführt, dass einige Regierungen ihre Fördersysteme neu gestalten, um solche Verpflichtungen zu vermeiden, da national sowohl politische wie praktische Bedenken bestehen.

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