Windkraftausbau in Österreich gebremst

Die tatsächliche Situation widerspricht eklatant den großen Ankündigungen der Politik

Nach den starken Ausbaujahren der Windkraft in Österreich – 2014 waren es noch 408 MW – nimmt die zugebaute Windkraftleistung Jahr für Jahr ab und tümpelt bei 200 MW dahin. Mit 69 neuen Windrädern und einem Zubau von 223,2 MW ist 2018 ein weiteres schwaches Ausbaujahr. Damit wird der Tiefstand von 2017, als 75 Windräder errichtet wurden, erneut unterboten. In Summe drehen sich Ende 2018 die Rotoren von 1.311 Windkraftwerken mit einer Gesamtleistung von 3.038 MW.

Prognose für 2019

Der für 2019 prognostizierte Zubau von nur 68 Windrädern wird ein weiterer Tiefpunkt dieses Abwärtstrends sein. Mehr als die Hälfte des heurigen Zubaus fand in Niederösterreich statt, das damit das Niveau von 2017 halten konnte. Knapp ein Drittel stammt aus dem Burgenland. In der Steiermark wurde erstmals ein Windpark komplett erneuert. Durch das Repowering in Oberzeiring, dem höchst gelegenen Windpark in Österreich, konnte die Steiermark 15% des Jahreszubaus beisteuern. Die durchschnittliche Leistung der neuen Windräder lag bereits bei 3,2 MW. Fast zwei Jahrzehnte hatte es gebraucht, bis die ersten 1.000 MW Windkraftleistung in Österreich installiert waren. Mit dem Ökostromgesetz wurden die nächsten 2.000 MW in nur acht Jahren geschafft. 2018 wird als das Jahr in Erinnerung bleiben, in dem in Österreich der Meilenstein von 3.000 MW Windkraftleistung erreicht wurde. Soweit die Zahlen der Vergangenheit.

Zurück zur Zukunft

Die Bundesregierung verfolgt laut eigenen Angaben das Ziel, die Stromversorgung bis 2030 zu 100% auf erneuerbare Energien umzustellen. Dafür müssten dann auch 7.500 MW Windkraftleistung am Netz sein. Das ist aber nur zu schaffen, wenn über den gesamten Zeitraum ein kontinuierlicher starker Ausbau sichergestellt wird. Davon kann jedoch derzeit keine Rede sein. Die Frage ist: Worauf wartet die Regierung? Seit 2015 nimmt die Anzahl der geförderten Windräder stetig ab, weil jedes Jahr weniger neue Anlagen errichtet werden als alte aus der Förderung fallen. Und das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz wird frühestens 2020 in Kraft treten.
Noch immer hängen 200 fertig genehmigte, baureife Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 650 MW in der OeMAG-Warteschlange. Hier braucht es kein Zuwarten, sondern nur einen dezidierten Gestaltungswillen. Kommt das EAG erst 2020, bleiben für die Zielerreichung bis 2030 nur mehr zehn Jahre Zeit. Eine logistisch extrem knappe Zeitspanne wenn man bedenkt, dass ein Windkraftprojekt vier bis fünf Jahre Realisierungszeit benötigt.

Maßnahmen setzen

Nicht, dass eine solche Situation für die sturmerprobte österreichische Windbranche ganz neu wäre. Neu ist allerdings die verblüffende Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit, die die derzeit in der Verantwortung stehende Politik an den Tag legt. Vollmundig werden Bekenntnisse zu den Pariser Klimazielen hinausposaunt, zum Ausbau der Erneuerbaren, zur Steigerung der Energieeffizienz. Es wird geredet, diskutiert, formuliert – aber nichts umgesetzt, nichts weitergebracht. Wie das berühmte Kaninchen vor der Schlange sitzt die Regierung vor ihren eigenen hochgesteckten Ankündigungen und rührt sich sicherheitshalber vorerst einmal gar nicht. Wenn sie diese Kaninchen-Haltung nicht rasch ablegt und den notwendigen und angeblich dringend gewünschten Windkraftausbau weiterhin blockiert, ist schon heute klar, dass die Ausbauziele für 2030 nicht erreicht werden können.

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Dieser Artikel erschien in unserer Mitglieder-Zeitung "windenergie".