Steiermarks Strom wird grüner

Bis 2030 können zusätzliche 650 MW Windkraftleistung kommen.

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Im November 2017 hat die Steiermärkische Landesregierung eine „Klima- und Energiestrategie Steiermark 2030“ verabschiedet, in der sie sich auch für einen verstärkten Ausbau der Windkraft ausspricht. Ende 2018 werden Windräder mit einer Leistung von 234 MW knapp 28% aller steirischen Haushalte mit sauberem Windstrom versorgen. Weitere 100 MW Windkraftleistung sind auf den bereits ausgewiesenen Flächen in Planung.

Zubau und Repowering

„Um die Ziele der Energiestrategie des Landes Steiermark zu erreichen, braucht es darüber hinaus 650 MW auf neuen Flächen beziehungsweise die Erneuerung von alten Windparks mit leistungsstärkeren Anlagen“, weiß IGW-Geschäftsführer Stefan Moidl. Genau so sieht es auch die Energiestrategie vor: „Repowering der bestehenden Anlagen, Errichtung von genehmigten bzw. in Genehmigung stehenden Projekten und Nutzung von zwei Drittel des vorhandenen Restpotentials.“
Derzeit wird das 2013 beschlossene „Entwicklungsprogramm für den Sachbereich Windenergie“ überarbeitet, damit der angestrebte Windkraftausbau auch bewerkstelligt werden kann. „Es ist zu hoffen, dass die Steiermärkische Landesregierung, ähnlich wie beim ersten Sachprogramm Wind, stabile Rahmenbedingungen für den weiteren Windkraftausbau erlassen wird. Es wird ganz entscheidend sein, dass im Zuge der Zonierung ausreichend neue Flächen für den Bau von Windparks festgelegt werden“, sagt Moidl. „Potential gibt es jedenfalls genug. Nach Niederösterreich verfügt die Steiermark über das zweitgrößte Windkraftpotential aller Bundesländer. Und mit den Rahmenbedingungen der letzten Jahre hat die Steiermark schon gezeigt, dass sie gesteckte Ziele auch umsetzen kann.“
Diesen Weg will auch der für erneuerbare Energien zuständige Landesrat Anton Lang gehen: „Damit die Klima- und Energiestrategie ihre Wirkung entfalten kann, ist ein entsprechender Umsetzungsplan erforderlich. Dazu wird ein dreijähriger Aktionsplan unter Einbindung relevanter steirischer ExpertInnen in sektoralen ExpertInnen-Workshops erarbeitet. Geplant ist, dass der Aktionsplan mit Jänner 2019 in Umsetzung gebracht wird und so die neuen Maßnahmenpakete ihre volle Wirkung entfalten können.“

Wirtschaftliche Impulse

Abgesehen von der Versorgung mit grünem Strom ist der Bau von Windparks in der Steiermark auch zu einem ansehnlichen Wirtschaftsfaktor geworden. Rund 700 Menschen haben einen Arbeitsplatz bei Betreibern, Zulieferfirmen und Dienstleistern. Allein im Jahr 2017 wurden rund 100 Millionen Euro investiert. Durch das Repowering des Tauernwindparks kommen 2018 weitere 50 Millionen Euro dazu. Deshalb unterstreicht Landeshauptmannstellvertreter Michael Schickhofer: „Die Windenergie sorgt für grünen Strom für die Steirerinnen und Steirer und bringt Investitionen in unsere steirischen Regionen. Die Investitionen schaffen neue steirische Arbeitsplätze und stärken damit die gesamte Steiermark.“

Naturverträglicher Ausbau

Zahlreiche Betreiber sind daher optimistisch, dass demnächst neue Eignungszonen ausgewiesen werden, um wieder aktiv werden zu können. So auch die Österreichischen Bundesforste, die mit ihrem Windpark Pretul ein beispielhaftes Projekt umgesetzt haben und ihre Erfahrung gerne weiter einbringen möchten, wie Geschäftsführer Robert Nusser erklärt: „Wir verfolgen bei der Planung und Errichtung von Windenergieanlagen einen ganzheitlichen Ansatz. Neben der Erzeugung sauberer Energie wird es immer wichtiger, auch eine aktive Rolle in der regionalen Entwicklung einzunehmen und entsprechende Impulse zu setzen. Mit Gemeinden, Tourismusverbänden, Naturschutzorganisationen und alpinen Vereinen arbeiten wir daher eng zusammen. Wir hoffen, mit diesem ganzheitlichen Konzept auch für andere Regionen in der Steiermark ein attraktiver Partner für die Entwicklung der Windenergie zu werden.“
Dennoch gibt es vereinzelt Gegenwind für die Umsetzung von Windpark-Projekten. Vor allem die Sorge um den Landschaftsschutz wird dabei gern ins Treffen geführt. Doch gerade da zeigt das Sachprogramm Wind seine Stärke. Denn das Amt der Steiermärkischen Landesregierung legt Zonen für den Bau von Windkraftanlagen fest, wenn Grundsätze des Natur- und Landschaftsschutzes und die Erhaltung naturnaher Gebiete im Sinne der Alpenkonvention berücksichtigt werden. Deswegen haben sich in einer aktuellen Umfrage auch 90% der steirischen Bevölkerung für den weiteren Windkraftausbau in ihrem Bundesland ausgesprochen. Die Windkraft ist damit jene Energieform, die in der Steiermark am meisten befürwortet wird.

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Der Stromanteil aus Erneuerbaren liegt weit unter dem österreichischen Gesamtwert,
die Stromimporte in die Steiermark mussten extrem erhöht werden.

Stromimporte reduzieren

Wie wichtig der Ausbau erneuerbarer Energien in der Steiermark ist, belegen konkrete Zahlen. Wie erwähnt verfügt die Steiermark über das zweitgrößte Windkraftpotential aller Bundesländer. Dennoch ist der Stromanteil aus erneuerbaren Energien mit nur 51% der – nach Wien – zweitniedrigste Wert eines Bundeslandes und liegt damit auch weit unter dem gesamtösterreichischen Anteil von knapp 72%. Seit 1999 ist der steirische Stromverbrauch um 16% gestiegen, im selben Zeitraum mussten die Stromimporte in die Steiermark um 137% (!) hinaufgefahren werden. Mit dem Sachprogramm Windenergie wird der Stromanteil aus Erneuerbaren zwar wieder steigen, dafür müssen jetzt aber neue Flächen für Windparks festgelegt werden, um die Energiewende zu schaffen.

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Dieser Artikel erschien in unserer Mitglieder-Zeitung "windenergie".