Österreich an den Hebeln der Energiewende

In Wien überreichten beim Vienna Forum on the European Energy Transition europäische Vertreter erneuerbarer Energien dem Generalsekretär des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus, Josef Plank, eine gemeinsame Deklaration. Österreich übernahm am 1. Juli die Präsidentschaft des Europäischen Rates von Bulgarien und wird während der nächsten sechs Monate intensiv mit der Neugestaltung der europäischen Klima- und Energiepolitik bis 2030 und darüber hinaus beschäftigt sein.

In die Periode der Ratspräsidentschaft Österreichs fällt neben der internationalen Klimakonferenz (COP 24), der Erstellung eines mehrjährigen EU-Budgets und der Umsetzung von Klima- und Energieplänen aller Mitgliedsländer auch der Umbau der Strommärkte. Die österreichische Arbeit wird die Grundlage der langfristigen Planung der Europäischen Union bis 2050.

© Mathias Jedlinger
 © Mathias Jedlinger

Bei der Pressekonferenz zum „Vienna Forum on the European Energy Transition“ präsentierte die Generalsekretärin des globalen Netzwerks für erneuerbare Energien (REN21), Rana Adib, in Österreich erstmals den „Renewables 2018 Global Status Report“ zum aktuellen Stand der erneuerbaren Energien weltweit. „Im Jahr 2017 lag der Anteil erneuerbarer Energien weltweit bei insgesamt rund 21%. Bei neu errichteten Kraftwerken hingegen schon bei 70% (Strom) – nicht nur die Zukunft, sondern schon die Gegenwart ist Erneuerbar“, so Rana Adib, und ergänzt: „Auffällig ist aber, dass Europa im Vergleich zu anderen Ländern seit kurzem stark zurückfällt. Darüber hinaus ist es dringend notwendig, Erneuerbare auch im Wärme- und Transportsektor zu entwickeln.“

Der österreichische Energiemix kann bis 2030 auf einen Anteil von 60% Erneuerbarer gehoben werden.

Dazu der Präsident des Dachverbandes Erneuerbare Energie Österreich Peter Püspök: "Die 2017 und 2018 erstellten Studien der Technischen Universität Wien zur "Stromzukunft 2030" und zur "Wärmezukunft 2050" zeigen, dass selbst eine rasche Energiewende für Österreich wirtschaftlich machbar ist. Ein gleichzeitiger zügiger Ausbau der erneuerbaren Energien bringt für alle Länder Europas wirtschaftliche Vorteile. Eine mutige Führungsrolle Österreichs könnte dabei unserem Land in einer entscheidenden Phase hohe Anerkennung bringen."

Die heimische Energiewende wäre in einem stark vernetzten Europa auf jeden Fall leichter, wenn auch Europa mitzieht. Insbesondere auf dem Strommarkt brauchen wir ein Marktdesign für erneuerbare Energien und endlich ein Ende von Zahlungen an fossile und nukleare Kraftwerke,“ betont Püspök.

Vienna Declaration fordert Österreich auf, die EU voran zu bringen

Dass hier das Europa der Erneuerbaren an einem Strang zieht, zeigt sich an der gemeinsamen Übergabe der „Vienna Declaration“, in der im Namen europäischer erneuerbarer Energien-Verbände ein Anforderungskatalog an die österreichische Ratspräsidentschaft formuliert ist. Die Präsidentin des deutschen Bundesverbandes für Erneuerbare Energie (BEE), Simone Peter, dazu: „Mit einer engagierten Erneuerbare-Energien-Politik hat Europa das Potenzial, die Dynamik in diesem Wachstumsmarkt wieder deutlich mehr in Schwung zu bringen. Ambitionierte Erneuerbaren-Ziele sind die Voraussetzung für europäische Standorte, die Zukunftstechnologien, eine nachhaltige Industrie und Innovation voranzubringen“, erklärt Peter. „Wir freuen uns über die Initiative der österreichischen Bundesregierung für einen CO2-Mindestpreis und hoffen, dass diese aktiv vorangetrieben wird. Dafür gibt es bereits auch einige Bekenntnisse von weiteren europäischen Mitgliedsstaaten.“ Auch der BEE plädiert für einen CO2-Preis und sieht in ihm den Schlüssel zu einem neuen Abgabe- und Steuersystem, das den Umbau der Energieversorgung auf Erneuerbare Energien marktwirtschaftlich organisiert.

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