Atomkraft ist Auslaufmodell der Stromerzeugung

32 Jahre nach dem Super-GAU in Tschernobyl wird Europa noch immer zu einem Viertel mit Atomstrom versorgt.

So viel Ökostrom in der EU wie noch nie

Obwohl letztes Jahr kein Atomkraftwerk geschlossen wurde, ist der Atomstromanteil in Europa gesunken. „Die Atomkraft in Europa ist stark überaltert und neue Kraftwerke sind nur ganz wenige in Sicht“, berichtet Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft und ergänzt: „Der Ausbau der erneuerbaren Energien muss beschleunigt werden, um die Atomenergie schneller vom Markt zu drängen.“

2017 wurde in der EU der Stromverbrauch noch immer zu 25% aus Atomenergie bereitgestellt, wie ein aktueller Bericht der Agora Energiewende zeigt. Damit sank der Atomstromanteil in Europa von 2016 auf 2017 um 1% und erreichte damit den niedrigsten Stand seit 2010. Die Reduktion der Stromerzeugung aus Atomkraft ist dennoch überraschend, da letztes Jahr kein Atomkraftwerk in Europa stillgelegt wurde. Die Gründe für die verringerte Stromerzeugung liegen zum einen am hohen Alter der Kraftwerke, wodurch es vermehrt zu Zwischenfällen und Ausfallzeiten kam, ist im Bericht der Agora Energiewende zu lesen. In diesem Jahrzehnt wurde noch nie so wenig Atomstrom in Frankreich erzeugt und das Durchschnittsalter der französischen Atomkraftwerke beträgt mittlerweile mehr als 32 Jahre. Zum anderen erzeugen alle erneuerbaren Energien mittlerweile mehr Strom als alle anderen Kraftwerke. Die Zunahme der erneuerbaren Stromerzeugung bewirkt, dass Atomkraftwerke flexibler arbeiten müssen, was deren Laufzeiten zusätzlich reduziert. 2018 wird der Atomstromanteil noch weiter sinken, wurde doch in Deutschland der Reaktorblock Gundremmingen B mit Anfang 2018 zugesperrt.

Atomausstieg in der EU muss beschleunigt werden

„Um den Atomstromanteil in Europa zu reduzieren, ist eine aktive Rolle der österreichischen Politik in Europa essentiell“, bemerkt Moidl uns setzt fort: „Neben den rechtlichen Schritten gegen Endlossubventionen der Atombranche muss die beginnende Diskussion über den EURATOM-Vertrag aktiv vorangetrieben werden. Vorrangig muss aber auch der Ausbau der erneuerbaren Energien beschleunigt werden, um die Atomenergie vom Markt zu drängen und durch Ökostrom ersetzen zu können.“

Erneuerbare noch auf der Überholspur

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Der erneuerbaren Anteil im Strombereich stieg seit 2010 von 20% kontinuierlich bis 30% 2017. „So viel erneuerbare Energie war noch nie im europäischen Stromnetz“, freut sich Moidl. Dieser Anstieg war nur durch klare Rahmenbedingungen und Vorgaben auf europäischer Ebene möglich, die durch die Erneuerbaren Richtlinie sichergestellt wurden. Derzeit wird die neue Richtlinie für die nächsten zehn Jahre verhandelt. „Hier wird es entscheidend sein, ob die österreichische Regierung in ihrer EU-Ratspräsidentschaft zumindest ein 35%-Ausbauziel für erneuerbare Energien bis 2030 ausverhandeln kann“, bemerkt Moidl. Um den Klimavertrag von Paris einzuhalten, müsste das Ziel für 2030 sogar bei 45% liegen. „Das Ziel von mindestens 35%, das auch vom Europäischen Parlament gefordert wird, kann daher nur die absolute Untergrenze für 2030 sein“, stellt Moidl fest. Nachhaltigkeitsministerin Köstinger hat sich im Umweltausschuss des österreichischen Parlaments für 35% ausgesprochen. Beim EU-Ministerrat setzte sie sich aber nur für 30% und mehr ein. „Es reicht nicht, dass Nachhaltigkeitsministerin Köstinger die 35% nur in Österreich artikuliert“, erklärt Moidl und fordert abschließend: „Dies muss sie auch aktiv und engagiert auf europäischer Ebene tun.“

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Weiterführende Links

www.agora-energiewende.de

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