Der Mann, der die Flügel auf den Berg bringt

In der Serie „Wind-Menschen“ stellen wir Ihnen diesmal Manfred Promitzer vor, der für die Firma Prangl Rotorblätter zu den schwierigsten exponierten Standorten transportiert.

Beschreib uns doch vorab dein aktuelles Aufgabengebiet.

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Manfred Promitzer: Ich bin bei der Firma Prangl in der Schwerlastverbringung tätig. Unter anderem transportieren wir mit der neuen selbstfahrenden, ferngesteuerten Flügeltransportvorrichtung – wir sagen kurz PFTV dazu – die Rotorblätter von den letzten Umladeplätzen zu den Windparks. Wir sind überall dort im Einsatz, wo es bergauf geht, wo es in unwegsames Gelände geht, wo die Kurvenradien für Tieflader zu eng sind, weil wir mit dem Gerät in der Lage sind, die Rotorblätter bis zu 60 Grad in die Höhe zu stellen.

Wie bist du zu diesem spannenden Job gekommen?

Ich war schon früher lange Jahre für Prangl im Schwertransport tätig, habe dann bei einer anderen Firma gearbeitet, und seit April 2013, also seit das neue Gerät im Einsatz ist, bin ich jetzt wieder hier. Fritz Hochstrasser, ein Mitarbeiter der Sparte Schwerlastverbringung bei Prangl, hat mich zurückgeholt, weil er der Meinung war, dass ich der richtige Mann für diesen Job bin. Wir arbeiten immer zu zweit: Ich fahre die PFTV und mein Kollege Roland Walzl bedient den aufmontierten Flügel.

In welchen Windparks ward ihr bisher im Einsatz?

Begonnen haben wir 2013 im Windpark Hochpürschtling, von dort sind wir nach Vorau zum Windpark Pongratzer Kogel gewechselt, 2014 haben wir im Windpark Steinriegel II gearbeitet und anschließend in Deutschland. Insgesamt haben wir mit der PFTV schon 99 Flügel transportiert.

Was ist das Besondere an eurem ferngesteuerten Gerät?

Für den Antransport von Anlagenkomponenten auf einen Bergstandort müssen die Zuwege erst präpariert werden, natürlich auch für den Kran. Aber wegen der extremen Kurvengängigkeit der PFTV fällt der Einschnitt in die Natur wesentlich geringer aus, als wenn man mit einem Tieflader um die Kurve fahren muss. Wenn man dafür einen Baum umschneiden müsste, der 50, 60 Jahre alt ist, wärŽ das jammerschade.

Wie gefährlich ist eure Arbeit?

Bei unserer Arbeit musst du voll konzentriert sein, darfst an nichts anderes denken, dich von nichts ablenken lassen. Da kommt mir natürlich meine Routine zugute, weil ich früher jahrelang überbreite und überlange Schwertransporte gefahren bin. Bei all unseren bisherigen Einsätzen mit der PFTV gab es noch keine wirklich gefährliche Situation, abgesehen davon, dass ich einmal in einen Bienenstock gestiegen bin und von einigen gestochen wurde.

Und wie anstrengend ist eure Arbeit?

Das hängt sehr vom Wetter ab. Als wir 2013 im Windpark Hochpürschtling im Einsatz waren, hat es zwei Wochen lang durchgeregnet. Dann hatten wir Anfang Juni am Abend 15 cm Schnee, in der Früh hat es minus zwei Grad am Berg gehabt. Aber das ist das Berufsrisiko, wenn du draußen in der freien Natur arbeitest. Wie man sagt: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Ausrüstung. Aber wir haben Regenschutz und Thermoanzüge und sind das gewöhnt.

Wie hältst du dich dafür fit?

Ich war immer schon sehr sportlich, früher bin ich Marathon gelaufen, jetzt nur mehr Halbmarathon beim Welsch-Lauf in der Südsteiermark. Bei der Arbeit ist das ja ein ganz anderer Bewegungsablauf, daher gehe am Abend meistens noch laufen oder fahre mit dem Mountainbike, und das am liebsten bergauf.

Macht dir die Arbeit mit schweren Maschinen Spaß?

Auf jeden Fall. Ich bin Steirer, geboren in Kitzeck an der südsteirischen Weinstraße. Meine Großeltern hatten eine Landwirtschaft mit Weinbau, und schon als kleiner Bub – da habŽ ich nicht einmal noch zu den Pedalen hinuntergereicht – bin ich mit dem Traktor gefahren. Mit 14 hatte ich schon eine 250er Motocross-Maschine, mit der ich im Wald auf unserem Privatgrund gefahren bin. Später habe ich eine Automechanikerlehre gemacht und bin jetzt seit 25 Jahren im Schwertransport tätig.


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Die Serie "Windmenschen" erscheint in unserer Mitglieder-Zeitung "windenergie". Porträtiert werden verschiedene Menschen, die in der Windbranche arbeiten - meist "aktiv", direkt am Windrad.