Die Frau, die erneuerbare Energie entwickelt

In der Serie „Wind-Menschen“ stellen wir Ihnen diesmal Lisa Lackner vor, die für die Wien Energie Windparkprojekte entwickelt

Beschreib uns doch vorab dein aktuelles Aufgabengebiet

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Lisa Lackner: Ich bin Projektleiterin für die Wien Energie GmbH und betreue derzeit zwei Projekte, den Windpark Oberwaltersdorf und den Windpark Ebreichsdorf – von der Standortbestimmung über die Grundstücksverträge und die Einreichung bis hin zum Bau. Gerade dieses Verantwortlichsein vom Anfang bis zum Ende des jeweiligen Projekts finde ich sehr spannend.

Wie organisierst du die Einbindung der Bevölkerung in die von dir betreuten Projekte?

Nehmen wir das Beispiel Ebreichsdorf: Dort gab es eine Volksabstimmung, also haben wir eigens ein Bürgerbüro eingerichtet, wo wir mehrmals in der Woche für die Leute erreichbar waren. Dadurch, dass wir auf die Menschen eingegangen sind und sie sachlich informiert haben, konnten wir vielen ihre Ängste nehmen, weil sie bald gesehen haben, dass diese unbegründet sind.

Was ist besonders wichtig, um den Menschen ein Windkraftprojekt nahezubringen?

Am wichtigsten ist es, die Leute zu schon bestehenden Windparks zu bringen, damit sie die Windräder vor Ort erleben und sich ihre eigene Meinung bilden können – also Exkursionen. Das beste und glaubwürdigste Argument ist, wenn die Leute selber feststellen, dass die Windräder ja wirklich nicht laut sind oder wie groß tatsächlich die Abstände zum bebauten Gebiet sind.

Und wie gehst du mit den Windkraftgegnern um?

Ich diskutiere mit ihnen bis zu einem gewissen Grad, aber dann lasse ich es bleiben, weil es ohnehin nichts bringt. An jemandem, der von vornherein eine negative Einstellung gegen Windräder hat, prallen auch sachliche Argumente ab. Die gestandenen Hardcore-Gegner sind ja schon gut organisiert, im aktuellen Fall waren viele von denen gar nicht in Ebreichsdorf ansässig, sondern sind aus umliegenden Gemeinden zu unseren Veranstaltungen gekommen.

Wie hat sich dein Naheverhältnis zur Windkraft entwickelt?

Während meines BWL-Studiums habe ich den Lehrstuhl für Energie- und Umweltmanagement entdeckt, und dort habe ich mich sofort wohlgefühlt. Meine erste Anstellung hatte ich bei der EVN, habe aber berufsbegleitend an der FH Pinkafeld erneuerbare Energien studiert und aus Interesse die Spezialisierung Windkraft genommen. Deshalb wurde mir dann in der EVN der Aufbau des Kleinwind- und Energieerlebnisparks in Lichtenegg übertragen. Und jetzt entwickle ich große Windparks. Der Wind beschäftigt mich schon lange, weil ich Radfahrerin bin, und das Lästigste ist der Gegenwind. Ich habe daher immer schon darauf geachtet, wie stark ist der Wind und wo kommt er her.

Du bist Windkraftfrau und Radrennfahrerin: Was bedeutet Energie für dich?

Ohne Energie geht nichts. Ich selber bin sehr energiegeladen und muss diese dann immer wieder ablassen, zum Beispiel beim Radfahren. Energie ist also ein wesentliches Thema, das mich im Sport wie auch im Job beschäftigt. Ich bin sehr sportlich aufgewachsen, da meine Eltern immer in Bewegung waren, im Sommer Bergsteigen und Radfahren, im Winter Schifahren.

Und wieso gerade Radrennen?

Mein Vater war schon immer ein begeisterter Rennradfahrer. Er ist zwar nie selbst Rennen gefahren, hat aber international besetzte Radrennen organisiert, da hat dann immer die ganze Familie mitgeholfen. Irgendwann bin ich dann auch einmal selbst gestartet und es hat großen Spaß gemacht, und seither fahre ich leidenschaftlich gerne Radrennen.

Du sagst über dich selbst, du seist ungeduldig und gelassen: Wie passt das zusammen?

Wenn ich meinen Rhythmus habe und regelmäßig zu meinem Sport komme, bin ich sehr gelassen. Unrund und ungeduldig bin ich, wenn ich keinen Sport mache, und ungeduldig werde ich auch, wenn jemand zu lange um den heißen Brei herumredet oder wenn zum Beispiel Besprechungen unnötig in die Länge gezogen werden. Wenn ich ein Problem verstanden habe, dann suche ich nach der Lösung und will nicht noch weiter über das Problem reden.


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Die Serie "Windmenschen" erscheint in unserer Mitglieder-Zeitung "windenergie". Porträtiert werden verschiedene Menschen, die in der Windbranche arbeiten - meist "aktiv", direkt am Windrad.