Der Mann, der die Windräder auf der Rattener Alm gesegnet hat

In der Serie „Wind-Menschen“ stellen wir Ihnen Priester Peter Weberhofer vor, der beim Eröffnungsfest den steirischen Windpark Steinriegel 2 gesegnet hat.

Welche Beziehung haben Sie zur Windenergie?

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Peter Weberhofer: Ich habe zu den Windrädern auf der Rattener Alm eine äußere und eine innere Beziehung. Eine äußere, weil ich sie von meinem Haus aus sehen kann, bei Tag, wenn sie sich drehen, und in der Nacht, wenn sie rot blinken. Ich habe mich sehr gefreut, wie ich zur Eröffnung eingeladen worden bin und den Windpark segnen durfte. Das Segnen ist mein innerer Bezug, denn Segnen ist eine positive Kraft, die Gutes wünscht, es ist etwas vom Schönsten, was ich tun darf.

In welcher Beziehung steht die Windenergie zu Ihrem Glauben?

Die Windräder sollen selbst ja auch ein Segen sein, zum Segen für die Menschen werden, weil sie grüne Energie liefern. Weil sie den Bruder Wind, wie Franziskus von Assisi ihn nennt, umsetzen in nutzbare Energie. Für mich ist die Windenergie eine schöpfungsfreundliche Technologie zur Energiegewinnung. Und wenn manche Menschen meinen, die Windräder verunstalten die Natur, dann sage ich immer: SchautŽs, irgendetwas muss uns recht sein, und mir ist diese Energieform lieber, bevor uns Atomstrom geliefert wird oder wir noch mehr Kohle und Erdöl verbrennen und damit die Atmosphäre verschmutzen.

Sie sind ein großer Freund des Franziskus von Assisi?

Ja, denn Franziskus nennt die ganze Schöpfung Bruder und Schwester, weil wir zu allem gut sein sollen, was da ist. Und er sagt Mutter Erde, weil wir von ihr abstammen und sie uns ernährt. Aus der Liebe zum Schöpfer entspringt die Liebe zur ganzen Schöpfung. Die Habgier und das Streben nach Macht, die Gewinnsucht und das reine Nützlichkeitsdenken machen den Menschen letztendlich kaputt. Nie ist es genug. Eines Tages wird die Natur uns zeigen, dass es so nicht weitergehen kann, dass wir an unsere Grenzen stoßen. Vielmehr: Sie zeigt es ja schon jetzt mehr als deutlich.

Wie ist Ihre Haltung pro erneuerbare Energien entstanden?

Bei uns im Feistritztal ist 2008 der Orkan Paula durchgefegt, die Leute waren tagelang ohne Strom, die Heizungen sind ausgefallen, die Kühe haben gebrüllt, weil die Melkmaschinen nicht funktioniert haben. Ohne Energie müssten wir leben wie in der Steinzeit. Wir verwenden jede Menge computergesteuerte Technologien, die Strom brauchen. Wir alle brauchen Energie, und erneuerbare Energien wie die Windenergie sind für mich am verträglichsten für Mensch und Natur, also für die Schöpfung.

Sie sind jetzt 73 Jahre alt und in einer Art Halbpension?

Ich war 32 Jahre lang Pfarrer in Graz, später dann Landpfarrer in St. Radegund und Rektor im Bildungshaus Maria Trost. Zwischendurch war ich einmal acht Monate im Einsatz am Golan in Syrien, deswegen zerreißt es mir jetzt auch das Herz, wenn ich mit bekomme, was da mit den Menschen passiert. Und weil ich mich mit den Uniformierten schon ausgekannt habe, wurde mir vorgeschlagen, Polizeipfarrer zu werden. Ich habe dann meine früheren Funktionen abgegeben und bin jetzt nur mehr Polizeiseelsorger, so richtig mit Ausweis und Uniform.

Sie leben hier am Berg offenbar auch recht bescheiden.

Ich bin einfach und schlicht aufgewachsen und ich kann auch ganz einfach leben. Ich denke, eine neue Einfachheit und Bescheidenheit zu leben, wird in Zukunft einen sinnvollen Gegenentwurf zum jetzigen maßlosen Gebrauchen, Verbrauchen und Wegwerfen bieten.

Wo sind Sie selber ein umweltbewusst handelnder Mensch?

Ich habe im ganzen Haus nur Energiesparlampen, verwende einen sonnenbetriebenen Laptop und fahre mit einem Mountainbike mit Elektromotor. Und ich träume von dem Tag, an dem ich mit meinem eigenen Elektroauto zum ersten Mal zum Windpark Steinriegel hinauffahre. Ich lebe und wohne hier ja im alpinen Gelände und die begrenzten Reichweiten der heutigen Elektroautos verhindern derzeit noch, dass ich selber ständig mit einem fahre.


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Die Serie "Windmenschen" erscheint in unserer Mitglieder-Zeitung "windenergie". Porträtiert werden verschiedene Menschen, die in der Windbranche arbeiten - meist "aktiv", direkt am Windrad.