Der Mann, der den Windrädern den Weg bereitet.

In der Serie "Wind-Menschen" stellen wir Ihnen diesmal Bernd Schledde vor, der für Senvion die Streckenführung für die Schwer- und Antransporte der Komponenten von Windkraftanlagen austüftelt.

Wie viele Kilometer fahren Sie im Jahr beruflich?

© Senvion
 © Senvion

Bernd Schledde: Mein Dienstauto ist jetzt drei Jahre alt und hat 230.000 Kilometer drauf. Ich bin ständig in Deutschland, Österreich, Schweiz, Tschechien und Polen unterwegs, und im Moment betreue ich etwa 80 bis 100 Windpark-Projekte von Senvion.

Sie sind für die Streckenführung der Transporte verantwortlich. Was genau ist dabei Ihr Job?

Die interne Bezeichnung ist, dass ich der Strecken-Scout bin. Bevor mit einem Kunden ein Vertrag über ein Windparkprojekt gemacht wird, schaue ich mir an, ob und wie dieses Bauvorhaben überhaupt machbar ist: ob die Strecke für den Antransport der Komponenten passt, ob wir eine besondere Technik brauchen, um diesen Standort zu erreichen. Ich erstelle dann ein Streckenprotokoll, wie ich mir den Antransport vorstelle. Dann nehme ich Kontakt mit lokalen Transport- und Kranfirmen auf und treffe mich mit denen am Standort, um das Projekt vor Ort zu besprechen.

Was befähigt Sie, diese im Detail oft schwierige Einschätzung vornehmen zu können?

Ich bin schon Ende der 1990er Jahre mit der Windkraft in Kontakt gekommen, da hab ich als Kranfahrer die ersten Windkraftanlagen für Südwind aufgebaut. Das war noch die richtige Pionierzeit, wo nach jeder einzelnen fertiggestellten Anlage ein Fest gefeiert wurde. Dann habe ich einige Jahre lang auch selber Schwerkrafttransporte mit Anlagenteilen für Windräder von Nordex, Vestas und Repower gefahren. Ich habe das bewusst gemacht, damit ich den ganzen Weg vom Werk bis zur Aufstellung beherrsche.

Und wann sind Sie ganz zur Windkraft gewechselt?

Das war vor sieben Jahren, da bin ich zu Repower – heute Senvion – gegangen und habe dort natürlich meine ganze Erfahrung einbringen können: zum einen vom Antransport, zum anderen von der Kranschiene her. Denn wenn jemand da draußen eine Streckenprüfung macht und die Fahrzeuge nicht kennt und nicht weiß, wie die laufen und wie man die verankern muss, dann ist es schwer, das alles zu beurteilen und auszurechnen. Ich muss gar nicht immer mit dem Metermaß wo langgehen, ich kann allein schon vom Fahren her abschätzen, ob man da durchkommt oder nicht.

Zwischendurch waren Sie auch einmal zwei Jahre in Indien?

Ja, das war eine tolle Zeit. 1997 hat mich ein Kollege, ein Franzose, gefragt, ob ich mit ihm für zwei Jahre nach Indien gehen möchte, um dort die CC 12000 zu fahren, das war zu der Zeit der größte Raupenkran der Welt. Wir haben den Kran aus Schottland geholt, nach Indien verschifft und dort dann drei Monate für den Aufbau gebraucht. Um sich die Dimensionen vorzustellen: Es waren 348 Schwertransporte von über 60 Tonnen nötig, um das Gerät vom Hafen zur Baustelle zu bringen. Als ich nach den zwei Jahren nach Deutschland zurückgekommen bin, war ich schon ziemlich stolz, das alles gemacht und erlebt zu haben.

Wie lässt sich Ihr Job mit der Familie vereinbaren?

Ich bin jetzt 27 Jahre verheiratet, aber als ich damals meine Frau kennengelernt habe, war ich schon unterwegs, sie hat das also von Anfang an mitgelebt. Ich war ja meist nur am Wochenende zu Hause. Als die Kinder kamen, war ich gerade in Indien, da war ich nur alle drei Monate zu Hause, wir haben uns aber laufend Briefe geschrieben, die modernen Kommunikationsmittel gab es damals ja noch nicht. So ein Brief brauchte von Deutschland nach Bombay zwei Tage, und von Bombay bis zur Baustelle drei Wochen. Ich hätte diese Arbeit nie machen können, wenn ich nicht eine Frau und Familie hätte, die da so dahinterstehen.

Wie kommen Sie bei Ihrer Arbeit mit der österreichischen Mentalität klar?

Sehr gut, denn man kommt mir als Fremdem hier sehr offen entgegen und ich komme mit Leuten schnell ins Gespräch. Ich mag die Leute und ich mag auch die Küche, besonders das Wiener Schnitzel. Auch im Job komme ich mit den Leuten von den Betreiberfirmen und den Subunternehmen immer sehr gut aus. Wenn es ein Problem gibt, kann man die Leute auch einmal zu einer ungewöhnlichen Tageszeit anrufen, und die wissen auch, dass sie mich jederzeit anrufen können. Und ich arbeite gerne mit österreichischen Firmen zusammen, weil diese mittlerweile über ein wirklich großes Know-how verfügen. Speziell bei höher gelegenen Waldstandorten, wie es in Hochpürschtling in der Steiermark der Fall war, bewährt es sich, mit Firmen zu arbeiten, die mit so schwierigen Verhältnissen vertraut sind.


_____
Die Serie "Windmenschen" erscheint in unserer Mitglieder-Zeitung "windenergie". Porträtiert werden verschiedene Menschen, die in der Windbranche arbeiten - meist "aktiv", direkt am Windrad.