Ein Mann im Auftrag gegen den kollektiven Wahnsinn

Der Schauspieler Roland Düringer ist als begnadeter Geschichtenerzähler und als Auto- und Motorradliebhaber bekannt; weniger bekannt ist, dass er in seinen Programmen eine Botschaft gegen Konsum- und Mobilitätswahn und für ein verstärktes Umwe

Bist Du schon einmal den Tesla Roadster gefahren, das schnellste Elektroauto der Welt?

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Nein, man hat es mir zwar oft angeboten, ich habŽ das aber verweigert. Erstens, weil er mir optisch überhaupt nicht gefällt, und zweitens, weil das nicht der Sinn sein kann, mit Elektromobilität den gleichen Schwachsinn, den wir bisher gemacht haben, jetzt elektrisch zu machen. Ein Auto um 90.000 Euro kann nicht die Zukunft sein. Wenn wir Elektroautos wollen, brauchen wir kleine Fahrzeuge und nicht Prestigeobjekte. Es wird bei der ganzen Thematik eines vergessen: Dass wir im kollektiven Wahnsinn unserer Zeit versuchen, unsere bisherige Form der Mobilität zu erhalten, nur eben jetzt mit Strom.

Wie sollte deiner Ansicht nach die Entwicklung ausschauen?

Wir müssen uns in Zukunft überlegen, wie wir weniger fahren; und nicht, womit wir genauso schnell und viel wie bisher fahren, nur ohne schlechtes Gewissen zu haben. Wir müssten unsere Städte und Landschaften und die ganze Infrastruktur so umbauen, dass wir uns überhaupt weniger mit einem Fahrzeug bewegen müssen. Aber wir haben das alles in den letzten Jahrzehnten zerstört – gut funktionierende Infrastrukturen, wie es sie lange Zeit gegeben hat. Ich bin im 10. Wiener Bezirk aufgewachsen und konnte dort die täglichen Besorgungen mit einem Weg von nicht mehr als 100 Metern erledigen – zu Fuß. Das ist auch Mobilität, nur gilt das heute nicht mehr als solche.

Was hat sich deiner Wahrnehmung nach am meisten verändert?

Ich fahre seit 25 Jahren in Österreich auf Tour. Früher konnte ich erkennen, ob ich in Tirol oder im Burgenland bin, weil die Ortschaften anders ausgeschaut haben. Heute ist es egal, wo ich von der Autobahn runterfahre, es kommt immer das Gleiche: Kreisverkehr mit Autohändler und Tankstelle, Baumarkt, Supermarkt. Und die Geschäfte in den Ortskernen sterben aus. Man ist also gezwungen, mit einem Fahrzeug mobil zu sein. Und das ist unser Dilemma, noch dazu, wo uns die Ressource Erdöl ausgeht, mit der wir ohnehin schon genug Dreck gemacht haben.

Aber gerade deswegen muss doch der Elektromobilität die Zukunft gehören.

Die Elektromobilität wird auf jeden Fall kommen. Ich bin da eh ein Vorreiter; ich habe Elektromotorräder zu Hause, Fahrräder mit Elektrozusatzantrieb, und ich hatte schon Hybridautos. Das Problem ist aber noch immer: Benzinauto bedeutet, hin zur Tankstelle, zwei Minuten tanken und weiterfahren; Elektroauto bedeutet, zwei Stunden an die Steckdose anstecken. Es kann aber auch die Möglichkeit geben: eine Norm für Akkus, hinfahren, Akku raus, Akku rein, weiterfahren. Dann wäre das Elektroauto nicht nur gleichwertig, sondern sogar besser.

Bleibt noch die Frage zu klären, wo all der zusätzliche Strom herkommen soll.

Na klar, und dazu kommt noch, dass viele Menschen das Auto nicht einfach nur als Fortbewegungsmittel benutzen. So ein Auto muss einiges können, alles muss elektrisch funktionieren, und das braucht zusätzliche Energie. Und da stellt sich die Frage, wo der Strom herkommt. In ein paar Jahrzehnten werden wir überwiegend mit Elektroautos fahren, aber das macht natürlich nur dann Sinn, wenn wir den Strom dafür mit erneuerbaren Energien wie zum Beispiel der Windenergie erzeugen.

Wie empfindest du das, wenn du in einer Gegend mit vielen Windrädern unterwegs bist?

Man kann Windräder als etwas sehen, was in der Landschaft störend wirkt, oder als Wesen aus einer anderen Welt, als Windgeister, die sehr energievoll sind. Ich finde sie im positiven Sinn gespenstisch. Wenn sich diese riesigen Rotoren im Wind bewegen, das hat fast etwas Mystisches. So ein Windpark ist für mich wie eine moderne Kultstätte. Wenn ich dieses rote Licht in der Mitte aufblinken sehe, dann sehe ich immer so Riesenwesen mit einem roten Auge, aber eben von Menschen gemachte Wesen – Windriesen gleichsam. Windenergie hat ja etwas sehr Naturverbundenes, weil der Wind eines der Naturelemente wie Wasser, Feuer oder Erde ist.

Du findest sie also nicht störend in der Landschaft?

Ich weiß, es gibt Leute, die sich über die Windräder aufregen, weil die angeblich das Landschaftsbild zusammenhauen. Für mich ist aber die gesamte Gestaltung unserer Landschaft fragwürdig. Wer bei Loosdorf auf der Westautobahn oder im nördlichen Burgenland unterwegs ist und sich darüber aufregt, dass die Windräder hässlich sind und nicht in die Natur passen, der hat vorher nicht geschaut. Weil dort ist rundum nichts Natürliches, das ist eine landwirtschaftliche Nutzfläche, die nichts mit Natur zu tun hat. Unsere Vorstellung, Äcker und Wiesen und ähnliches seien Natur, ist falsch. Sobald der Mensch anfängt, das Land zu bewirtschaften, ist es nicht mehr Natur-, sondern Kulturlandschaft, und Windräder sind eben auch Kultur.